Seien wir mal ehrlich… Die spanische Küche gehörte noch nie zu meinen Favoriten. Weder damals, als ich noch Fleisch gegessen habe, noch heute. Naja, heute als Vegetarierin eben noch weniger. Ich weiß nicht, ich hatte das Essen in Spanien schon immer nach 2-3 Tagen satt und habe mich immer direkt nach Alternativen umgeschaut. Vegetarische Restaurants sind in Spanien noch längst nicht so weit verbreitet wie bei uns in Deutschland – und generell führen die vielen frittierten Speisen bei mir eher zu Verdauungsproblemen als zu einer euphorischen Suche nach den kulinarischen Klassikern. Höchste Zeit also für meinen Food Guide für Vegetarier, Veganer, essenstechnisch frustrierte Pilger und Allesfresser, die keine Lust mehr auf typisch spanisches Essen haben.
Nach wochenlanger Pilgerschaft stand für mich fest: In Santiago de Compostela werde ich zweimal täglich essen gehen und es mir so gut gehen lassen wie lange nicht. Da ich meinen Jakobsweg schneller beendet habe als ursprünglich gedacht, hatte ich noch über eine Woche Zeit, die ich dafür genutzt habe, mich endlich mal wieder richtig meiner Arbeit zu widmen und gleichzeitig das Leben zu genießen.
Herausgekommen ist dabei nicht nur ein ziemliches Touristenprogramm (oh man, das fühlt sich echt gut an, wenn man mehrere Wochen nur den Lebensinhalt hatte, von A nach B zu latschen), sondern auch ein Food Guide, der sich sehen lassen kann, denn ich habe mich wirklich quer durch die Stadt gefuttert. Wenn man sich die Karte anschaut, springt dir sicher eine Sache direkt ins Auge, oder? Genau, alle meine Empfehlungen liegen in einem hübschen Kreis um die Altstadt herum und nicht im extrem touristischen Zentrum, hehe.
Günstig essen in Santiago de Compostela – meine Lieblingsorte
Vegetarische Restaurants in Santiago de Compostela
Prinzipiell ist es mir eigentlich Jacke wie Hose, ob ein Restaurant zu 100% vegetarisch ist oder ob man genauso gut auch Fleisch bestellen könnte. Trotzdem muss ich sagen, dass ich in letzter Zeit immer häufiger gemerkt habe, dass rein vegetarische oder auch vegane Restaurants oftmals deutlich bessere Qualität haben. Natürlich kann man aus Fleisch tolle Gerichte zaubern, aber ehrlich gesagt ist es natürlich etwas komplizierter, bei rein pflanzlichen Speisen trotzdem einen gewissen Pfiff in das Gericht zu bekommen.
Man braucht mehr Gewürze, verschiedene Gemüsesorten und Kräuter, Saucen und so weiter. Und das führt oft dazu, dass in der Küche deutlich mehr experimentiert wird und man ziemlich geile Geschmacksexplosionen serviert bekommt. Dementsprechend sind es auch zwei fleischfreie Restaurants, die mich in Santiago de Compostela am meisten überzeugt haben: Zum einen ist da das TS A Casa, an dem ich schon vorbeigekommen bin, als ich die letzten Meter des Jakobswegs in Angriff genommen und mich im strömenden Regen Richtung Kathedrale gekämpft habe. Zum anderen kann ich das Entre Pedras am nördlichen Ende der Altstadt sehr empfehlen.
Im TS A Casa bekommt man neben wahnsinnig guten Cocktails (und da bin ich echt anspruchsvoll, haha) eine täglich wechselnde Karte mit vegetarischen und veganen Gerichten, die frisch, gesund, lecker und liebevoll angerichtet sind. Es gibt unter anderem vegetarische Tapas, Hummus, Sandwiches, bunte Salate, gemischte Käseplatten oder Nudelgerichte – immer nur eine recht kleine Auswahl, dafür aber getreu dem Motto „Qualität vor Quantität“. Insbesondere abends (die Küche öffnet ab 20 Uhr) kann es in dem kleinen, gemütlichen Restaurant ziemlich eng werden, aber man fühlt sich eben, wie es der Slogan schon sagt, simplemente a casa. Wie zu Hause. Für mich das beste Restaurant, das ich in Santiago de Compostela besucht habe!
Das Essen im Entre Pedras ist komplett vegan, es wird fast ausschließlich mit sowieso pflanzlichen Lebensmitteln gekocht, Käse und Co. wird mit Ersatzprodukten substituiert. Die Portionen sind für den Preis nicht unbedingt üppig, aber das Restaurant ist trotzdem relativ günstig (für ca. 10 € wird man auf jeden Fall satt), es gibt eine große Auswahl an verschiedenen Sandwiches, Suppen und vielem mehr – vor allem das frische Bauernbrot mit verschiedenen Aufstrichen kann ich sehr empfehlen. Da lacht das deutsche Herz, wenn man endlich mal wieder eine Stulle bekommt, die es mit dem, was man von zu Hause gewöhnt ist, aufnehmen kann, haha.
Natürlich war ich auch in einigen anderen Restaurants, die zwar nicht rein vegetarisch sind, aber zumindest entsprechende Optionen anbieten. Absolut empfehlen kann ich das asiatische Restaurant China Ming, das sich ganz im Süden der Innenstadt, nicht weit entfernt vom Bahnhof, befindet. Der Essraum ist ziemlich trashig eingerichtet, was ich aber ganz cool finde, denn es wurde mit typisch chinesischen Deko-Objekten beim besten Willen nicht gegeizt. Für knapp 3 Euro bekommt man leckere Suppen, Hauptgerichte beginnen bei nur 5 Euro und die Portionen sind nahezu gigantisch – ich war mit meinen Pilgerfreunden Antonio und Snaedis dort und keiner von uns hat es geschafft aufzuessen.
Generell ist das Preisniveau weiter südlich etwas günstiger, so war ich beispielsweise auch mehrfach im italienischen Restaurant Sicilia in Bocca, wo es sehr gute Steinofenpizza und leckere Nudelgerichte gibt. Ein absoluter Geheimtipp sind hier die speziellen Angebote: Mittags gibt es zum Beispiel ein Gericht plus Getränk für 5 Euro, außerdem kann man für 12 Euro ein „All you can eat & drink“ bestellen, was sich vor allem abends anbietet, wenn der Laden voll ist.
Last but not least möchte ich dir noch das A Táboa de Picar nahelegen, wo es einen supergemütlichen Gastraum mit angrenzendem Garten gibt. Die Cocktails sind gut, der Service sehr zuvorkommend und der frische Blattsalat mit Feta, Walnüssen und Balsamico-Dressing war einer der besten, die ich in Spanien je serviert bekommen habe. Zwischendurch hat es mich dann doch in die traditionellen spanischen Restaurants gezogen – meistens einfach zum Frühstück beziehungsweise Mittagessen (das Frühstück skippe ich ja gerne mal…), wenn ich gerade aus meinem Hostelbett geklettert bin und keine Lust hatte, erst durch die halbe Stadt zu latschen.
Gut, zwar nicht das, was Frank Rosin mit dem Prädikat „Gaumensex“ versehen würde, aber eben solide spanische Küche (in meinem Fall Patatas in den Standardausführungen…) habe ich in der Bar Bellavista, im Galeras Café und in der Bar La Tita bekommen. Letzteres ist einer DER Hotspots der einheimischen Studenten und lohnt sich schon allein deshalb.
Imbisse in Santiago de Compostela
Die besten und günstigsten Imbisse habe ich im Süden, rund um den Praza Roxa, gefunden. Hier gibt es nicht nur viele Bars, in denen abends einiges los ist, sondern eben auch Imbissläden für einen kleinen Snack zwischendurch. Guten Döner und Falafelsandwiches gibt es für wenige Euros beispielsweise im Newroz Döner, der aber seinen Laden ganz offensichtlich immer mal ändert. Google kommt da scheinbar auch nicht so ganz mit, aber wenn du einfach die Adresse (Rúa Nova de Abaixo, 22) ansteuerst, läufst du direkt darauf zu.
Für Snacks eignet sich außerdem der Mercado de Abastos an der östlichen Stadtmauer. In der Markthalle werden frische Obst- und Gemüsesorten, Fleisch, Milchprodukte, Blumen und vieles mehr verkauft und an einigen Ständen kann man sich vor dem Kauf auch durchprobieren oder kleine Probier-Portionen für wenig Geld bekommen.
Cafés in Santiago de Compostela
Die galicische Hauptstadt hat eine ganze Reihe guter Cafés im Angebot, die sich nicht nur für ein nachmittägliches Kaffeekränzen anbieten, sondern auch zum Frühstücken in Santiago de Compostela. Eins davon wollte ich unbedingt ausprobieren, da ich dort durch Zufall vorbeigekommen war und vor verschlossener Tür stand.
Letztendlich habe ich drei Anläufe gebraucht, weil die Öffnungszeiten ganz offensichtlich mehr so eine grobe Richtlinie sind und variabel angepasst werden können (mal ist einfach zu, obwohl geöffnet sein sollte, mal hängt ein Schild im Fenster, dass heute erst später aufgemacht wird). Trotzdem habe ich nicht locker gelassen, denn schon von außen sieht das Wonderpie total süß aus. Ich wurde nicht enttäuscht: Für wenig Geld gibt es leckere Kuchen, Torten, Muffins, Shakes und kleine Snacks (auch vegan). Es handelt sich allerdings eher um Street Food to go, da es nur einen einzigen Hochtisch gibt.
Sehr empfehlenswert sind auch das Café de Mónica und das Lusco & Fusco Bakery Café. Während es bei Mónica halt einfach eine gemütliche Stube mit mütterlichem Service und gutem Kuchen gibt, ist das Lusco & Fusco schon etwas außergewöhnlicher: Es handelt sich um ein Café im amerikanischen Stil, beim Gedanken an die Brownies läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen, man kann sich auch mit seinem Laptop gemütlich in eine Ecke setzen, die Teekarte kann sich mehr als sehen lassen und hin und wieder gibt es sogar spezielle Events wie beispielsweise englisch-spanische Sprachtandems. Für mich das beste Café in Santiago de Compostela – auch wenn ich natürlich längst nicht alle besucht habe.
Auf keinen Fall vergessen darf ich aber auch das Café Tertulia: Das gemütliche Café am westlichen Rand der Altstadt habe ich zufällig entdeckt, weil mein Hostel ganz in der Nähe war. Du solltest auf jeden Fall mal zum Frühstücken vorbeischauen, die Pancakes und die Heiße Schokolade sind (wenn auch ganz schön mächtig) verdammt gut. Der Laden ist ein ziemlicher Hotspot, insbesondere am Wochenende musst du dich daher auf längere Wartezeiten einstellen und entweder was zu lesen mitbringen oder einfach etwas die Passanten beobachten.
Eis essen in Santiago de Compostela
Eine wichtige Aufgabe, die ich mir auf meine To-Do-Liste gesetzt hatte: das beste Eis der Stadt zu finden! Ich hatte schon so viel über angeblich gute Eiscreme in Galicien gehört, dass ich irgendwo inmitten der staubigen Meseta (in der man natürlich nirgends Eis findet, geschweige denn gutes…) beschlossen hatte, mich nach meiner Ankunft in Santiago de Compostela so richtig mit ungesunden Zuckerbomben vollzustopfen und jede Eisdiele der Stadt zu testen. So ganz hat das natürlich nicht geklappt, aber ich war innerhalb von einer Woche tatsächlich in fünf verschiedenen Eisdielen und: kann mich nicht entscheiden, weil ich zwei Favoriten habe, haha.
Im BICO de Xeado gibt es vor allem richtig gutes Creme-Eis, ich habe mich total in das Milchreis-Eis verliebt, auf das sogar noch Zimtpulver gestreut wird. Schmeckt in der Tat wie ein hausgemachtes Gläschen Milchreis. Mein zweiter Favorit ist das Eiscafé Limoncelli, wo es unglaublich gute Sorbets gibt, die besonders bei warmen Temperaturen sehr erfrischend sind. Ganz billig ist es nicht, für eine Portion sollte man schon 3 Euro einplanen, aber in Deutschland ist das Eis ja auch immer so günstig, dass man im Ausland aus allen Wolken fällt, wenn man sich die Preislisten anschaut. Auf jeden Fall gibt es bei strahlendem Sonnenschein nichts Schöneres, als sich mit einem großen Eis auf den Praza do Obradoiro vor die Kathedrale zu setzen und den Blick über den Platz schweifen zu lassen!