„Sag mal, was kostet eigentlich so eine Reise auf dem Jakobsweg?“, wurde ich nach meiner fast sechswöchigen Pilgerschaft auf dem Camino Francés immer wieder gefragt. Die gute Nachricht gleich vorweg: Für jemanden, der das westeuropäische oder ein vergleichbares Preisniveau gewöhnt ist, wird sich schnell herauskristallisieren, dass das Pilgern durch den entbehrungsreichen Lifestyle ganz schön billig ist, denn letztendlich haben mich die 6 Wochen auf dem Jakobsweg nicht mehr gekostet, als es eine zwei- oder dreiwöchige Fernreise getan hätte. Lies weiter, wenn du ganz genau wissen willst, wie viel Geld ich für meinen Camino Francés ausgegeben habe.
Ehrlich gesagt habe ich mir vor der Reise gar nicht so viele Gedanken über die Finanzen gemacht, denn dadurch, dass ich ja keinen festen Wohnsitz mehr habe, gibt es in meinem Leben nicht sonderlich viele Fixkosten, die bezahlt werden müssen – ergo: Das Geld würde ich genauso auch zu Hause ausgeben. Trotzdem habe ich irgendwie jeden Tag auf dem Jakobsweg ganz akribisch festgehalten, was ich wofür bezahlt habe, denn das waren nie sonderlich viele Posten, schließlich rückt das Thema Geld bei so einer Pilgerschaft ziemlich in den Hintergrund. Man zahlt halt jeden Tag für sein Bett und sein Essen, das war es aber auch meistens schon.
Kosten für An-/Abreise: 130 €
Wie ich schon mal in meinem ersten Artikel über den Jakobsweg geschrieben habe, hat sich meine Anreise recht abenteuerlich gestaltet. Eine Möglichkeit wäre es gewesen, mit dem Zug quer durch Frankreich bis nach Saint-Jean-Pied-de-Port zu fahren – das wäre vermutlich auch die sinnvollste Variante gewesen, denn sooo schrecklich teuer ist so eine Zugfahrt nicht und bekanntlich fliege ich nicht sonderlich gerne, sondern befinde mich auf einem fahrbaren Untersatz auf Straßen oder Schienen. Das Flugzeug war die zweite Möglichkeit, für die ich mich dann doch entschieden habe.
Da das kleine Saint-Jean ziemlich weit ab vom Schuss ist, muss man nach dem Flug definitiv noch mit Bus und Bahn weiterfahren. Der nächste Flughafen wäre Biarritz, aber von Deutschland aus gab es nur extrem teure Flüge und solche, für die man erst noch nach London fliegt – zwei Flugzeugstarts? Nee, danke. Also habe ich mich für einen günstigen Flug nach Santander entschieden und bin von da aus mit dem Nachtbus nach San Sebastán, von dort weiter nach Bayonne und von dort mit dem Zug nach Saint-Jean gefahren. So war ich zwar über einen ganzen Tag lang unterwegs, habe aber für die gesamte Anreise nur 64 Euro bezahlt.
Bei der Abreise hast du auch verschiedene Möglichkeiten: Von Santiago de Compostela aus fliegen einige Flugzeuge direkt zurück nach Deutschland, Ryanair zum Beispiel ab ca. 40 Euro nach Frankfurt-Hahn. Ich habe nach meinem Jakobsweg noch eine Woche in Porto verbracht, von wo aus ich dann zurück nach Deutschland geflogen bin. Die Busfahrt von Santiago nach Porto hat mich 20 Euro gekostet, der Rückflug nach Köln 46 Euro, wodurch ich für die komplette An- und Abreise auf günstige 130 Euro gekommen bin.
Kosten für Ausrüstung: 0 €
Hierzu kann ich leider nicht viel sagen, denn ich habe für den Jakobsweg keine neuen Anschaffungen getätigt. Was ich alles dabei hatte, kannst du übrigens in meiner Camino Francés Packliste nachlesen. Wenn du noch keinen passenden Rucksack hast, solltest du dort auf jeden Fall etwas investieren – ich bin schon lange immer mit dem Deuter Futura 32 unterwegs (hat ca. 130 Euro gekostet), den ich sehr empfehlen kann. Am besten gehst du einfach in ein Fachgeschäft und lässt dich dort beraten, probierst direkt ein paar Modelle auf und füllst auch schon mal etwas Gewicht rein. Gleiches gilt für die Schuhe – es sei denn, du bist bereits ausgestattet, deine Lieblingswanderschuhe sind wie bei mir auch Flip Flops oder du willst komplett barfuß gehen.
Kosten für Unterkünfte: 384 €
Ich habe fast ausschließlich in den Schlafsälen der offiziellen Pilgerherbergen übernachtet, wo man ganz grob mit durchschnittlich 10 Euro pro Nacht rechnen kann. Manchmal habe ich mir mit meiner temporären Wanderbegleitung Steve ein Doppelzimmer in einer Herberge oder einem Hotel geteilt, was dann ca. 20-25 Euro pro Person und Nacht waren. Wer sparen will oder muss, kann sich einfach an die nicht-privaten Herbergen halten, dort zahlt man eigentlich immer nur 5 Euro (die sollte man auch mindestens geben, wenn die Herberge auf Spendenbasis geführt wird).
Meine zwei Übernachtungen in der Herberge in Saint-Jean-Pied-de-Port haben mich 54 Euro gekostet, die günstigste Herberge lag (wie oben erwähnt) bei 5 Euro, die teuerste mit Frühstück bei 15 Euro. Insgesamt bin ich bei 37 Tagesetappen, 2 Nächten in Saint-Jean und der ersten Nacht in Santiago de Compostela auf 384 Euro gekommen, das Hotel für die drei Nächte Zwangspause in Burgos hat Steve bezahlt.
Kosten für Verpflegung: 644 €
Die Verpflegung auf dem Jakobsweg macht den größten Kostenfaktor aus, aber wenn wir mal ehrlich sind: Zu Hause in Deutschland oder wo auch immer brauchst du ja auch was zu essen und das unterscheidet sich preislich nicht extrem voneinander. In meinem Fall bin ich jeden Tag mit einem kleinen Frühstück, ein paar Snacks, Getränken und einer warmen Mahlzeit am Abend ausgekommen, denn mittags hatte ich nur sehr selten Hunger. In den Herbergen gibt es meist (extrem fleischlastige) Pilger-Menüs für den Einheitspreis von 10 Euro. Manchmal schmeckt es sogar ganz gut, meistens war ich aber ziemlich gefrustet und habe mich direkt nach meiner Ankunft in Santiago erstmal durch die vegetarische und internationale Küche der Stadt gefuttert.
Man kann sich sicher noch deutlich mehr gönnen, aber auch nach unten ist viel Luft, denn selbst gekocht habe ich nur in Ausnahmefällen und mein Konsum von Kaltgetränken in Dosenform hätte ganz bestimmt noch verdammt viel Sparpotenzial geboten. Von daher würde ich mich schon als einen guten Durchschnitt bezeichnen. In insgesamt 6 Wochen (Anreisetage, Pausentage und die Ankunft in Santiago mitgerechnet) habe ich 644 Euro für Essen, Getränke, Snacks und den ein oder anderen Barbesuch ausgegeben.
Sonstige Kosten auf dem Jakobsweg: 203 Euro
Hinzu kommen noch ein paar Kosten, die man nicht verallgemeinern kann, da sie sehr individuell sind. Trotzdem wird auch dir bestimmt die ein oder andere doofe Sache passieren, du musst unvorhergesehen für etwas bezahlen oder etwas von deiner Ausrüstung ersetzen, weil du etwas verloren hast oder es kaputt gegangen ist. Zumindest solltest du also einen entsprechenden Puffer zur Verfügung haben, denn man weiß ja nie so genau. Folgende Kosten sind bei mir noch zu den reinen Reisekosten hinzugekommen:
- Wäsche waschen (wer komplett mit der Hand waschen will, hat da natürlich keine Kosten, aber ich habe mir den kleinen Luxus von Waschmaschine und Trockner gegönnt – oft kann man auch mit anderen Pilgern zusammenlegen, weil man ja nicht viele Klamotten hat): 11 x für insgesamt 29 Euro
- Klamotten ersetzen (weil sich natürlich ausgerechnet auf dem Jakobsweg meine Fleecejacke von mir verabschiedet hat und ich auch noch meine Socken verloren habe): eingekauft für 52 Euro
- Apothekenbesuche (eine Schiene für mein schmerzendes Knie, kühlende Body Lotion, neue Pflaster, Jodlösung, Schmerztabletten, Lippenbalsam, Voltarensalbe): Gesundheit gerettet für insgesamt 40 Euro
- Luxus und Entspannung (2 Massagen und eine Yogastunde): Körper und Geist wieder in Einklang gebracht für 20 Euro
- SIM-Karte (lokale SIM-Karte von Simyo mit einem monatlichen Datenvolumen von 20 GB, damit ich zwischendurch meine Deutsch-Stunden geben und Blogartikel schreiben konnte): Karte und 2 Monate à 17 Euro, also insgesamt 35 Euro aufgeladen
- Sightseeing (war ich meist viel zu erschöpft zu, hat sich von daher auf eine Kerze in Saint-Jean, die Kathedrale in Burgos, den Touri-Train und eine Kathedralenführung in Santiago beschränkt): kulturell mehr oder weniger weitergebildet für 23 Euro
- Kleinkrams (mein Pilgerausweis und eine Postkarte für meine Großeltern): 4 Euro
Alles in allem habe ich auf dem Jakobsweg in knapp 6 Wochen also 1361 Euro ausgegeben. Nicht gerade wenig Geld, aber wie gesagt: Eine Fernreise kommt häufig (naja, je nach Destination und Reisestil eben) deutlich teurer. Wenn du noch keine Ausrüstung hast, musst du die natürlich noch hinzurechnen. Nach oben ist bei meiner persönlichen Rechnung sicher noch viel Luft, wenn man sich die ein oder andere Annehmlichkeit gönnen will – an anderen Stellen kann man natürlich auch noch sparen, aber ich würde sagen, dass ich da ganz gut im Durchschnitt gelegen habe und sich meine Kostenaufstellung durchaus als grobe Orientierungshilfe eignet.
Liebe Caro,
vergangenen Samstag stand für mich sehr spontan eine längere Autofahrt an. Insgesamt etwas mehr als 600km, ohne Beifahrer. Unmittelbar vor der Abreise bei einem „dringenden Geschäft“ stolperte ich über den Download- Link zu deinem Hörbuch zum Jakobsweg. In Ermangelung einer Alternative (nicht böse gemeint, es war einfach nicht die Zeit dazu), lud ich es spontan auf deiner Seite herunter und spielte es dann während der Fahrt ab.
Vorweg: GANZ LIEBEN DANK, dass deine Erzählungen mich durch den Tag gerettet haben! Verkehr? War mir egal. Stau sowieso. Endloses tristes Kilometerfahren (war mit einem Anhänger am Haken, daher konnte ich nicht mehr als 90-100 fahren), es war mir gleich. Nur bei der Pause hab ich mich beeilt, damit ich schnell weiterhören konnte!
Ganz besonders war es für mich während der Fahrt mir vorzustellen, wer diese „Caro“ eigentlich ist, die ich über Stunden nur über ihre Stimme kennengelernt hatte! Denn ein Bild von dir hatte ich nicht präsent! Um so überraschender war ich, als ich am Abend zuhause war und dort wieder über eine Internetverbindung verfügte, um endlich etwas mehr über die Erzählerin und ihre Geschichte zu erfahren. Es war etwas, sagen wir mal komisch, weil ich mich dir ganz anders vorgestellt hatte.
Eine ganz wichtige Sache würde ich aber gerne noch nachfragen. Natürlich gilt das Buch von Hape Kerkeling mit seinem Camino als absolutes Referenzwerk. Klar, es hält genau die richtige Balance aus Slapstick, Komik, aber auch spirituelle Erkenntnis, die Begegnung mit sich selbst und vielleicht mit Gott.
Bei dir bzw. bei deinem Hörbuch habe ich diese kleine spirituelle Reise ein wenig vermisst! Ich will damit nicht sagen, dass dein Buch oberflächlich ist! Das ganz sicher nicht. Aber ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, als würdest du da halt entlang spazieren, ohne aber wirklich auf der Suche nach einer Antwort, einer Frage oder überhaupt nach einem tieferen Grund zu sein. Kurz erklärst du etwas zu den Beweggründen. Ja. Aber hast du so etwas wie einen „Frieden gefunden“? Ich frage da ehrlich gesagt aus einem persönlichen Interesse, weil ich mit mir selbst hadere, auch einmal eine solche Wanderung auf dem Camino anzugehen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn du kurz Zeit für eine Antwort findest.
Ansonsten nochmals vielen Dank für eine richtig tolle, kurzweilige Autofahrt!
Beste Grüße
Bernd
Hallo lieber Bernd,
wow, was ein Kommentar – da hast du mir gerade sehr den Tag mit versüßt, haha 🙂
Nein, ganz ehrlich, solches Feedback freut mich natürlich total und ich finde es super, dass du dir die ganze Story angehört hast! Zu deiner „Kritik“: Ja, da hast du recht, die spirituelle Reise ist vielleicht etwas zu kurz gekommen – was aber ganz einfach daran liegt, dass ich den Jakobsweg so unvoreingenommen wie möglich gestartet bin. Ich habe mir nicht wirklich etwas davon erhofft, sondern wollte neutral schauen, was einem bei so einer langen Pilgerschaft durch den Kopf geht.
Und natürlich, vielleicht habe ich mich auch etwas bedeckt gehalten, weil bei meiner Motivation meine Familiengeschichte eine große Rolle gespielt hat, die ich (noch?!) nicht öffentlich breitschlagen wollte. Mit Sebastian Canaves von Off The Path hatte ich darüber (vorsichtig) in seinem Podcast geredet, weil ich da der Frage nicht so einfach ausweichen konnte 😉 https://www.off-the-path.com/de/podcast-camino-frances/
Die Vertonung meines Tagebuchs war ursprünglich gar nicht geplant und resultierte letztendlich aus dem vielen positiven Feedback auf meine Texte. Soll heißen: Ich habe nichts mehr überarbeitet, nichts lektorieren lassen, nichts perfektioniert, sondern mein Tagebuch nur noch vorgelesen 😉
Wenn ich irgendwann mal ein richtiges Buch schreibe (sei es über den Jakobsweg oder irgendeine andere Seelenreise), werden die Prioritäten sicher anders gelegt. Zu deiner Frage mit „meinem Frieden“: Endgültig habe ich ihn noch nicht gefunden, aber wie viele meiner Reisen hat sie in sehr großem Maße zur Selbstfindung beigetragen und neue Gedankenprozesse ins Rollen gebracht 🙂
Schöne Grüße,
Caro
PS: Eine Frage noch aus Neugier… Wie hattest du dir mich denn vorgestellt? 😀
Hallo Caro,
Hmm. Das ist jetzt ein bisschen gemein. Weil du vielleicht enttäuschst bist, wenn mein Bild von dir im Kopf so gar nicht auf dich passt. Aber ich schreib das mal offen. Vor meinem inneren Auge warst du auf jeden Fall deutlich kleiner! So klein, dass es höchtens knapp für den Polizeidienst reicht. 😉
Und zierlich. Und mit dunklen Haaren! Kurz, so knapp über die Ohren vielleicht.
Wenn ich mir das Gesicht zu deiner Stimme in meinem Kopf zu einer lebenden Person vorstellen würde, dann ein bisschen wie Nora Tschirner, Lena Meyer Landrut, oder vielleicht wie (das trifft es am besten vielleicht) wie Liv Lisa Fries. https://de.wikipedia.org/wiki/Liv_Lisa_Fries
Tja so in etwa jedenfalls.
Ich hoffe, du bist jetzt nicht allzu enttäuscht. Ich war es jedenfalls auch nicht, als ich das richtige Gesicht zur Vorlesestimme gefunden habe. Überrascht war ich! Aber nicht negativ, im Gegenteil. Deine Stimme passt durchaus auch zu dir! 😀
Und ja, du hast eine wirklich sehr schöne, sprachlich gewandte Stimme. Ich fand schon beim Kerkeling, dass NUR er sein Buch bestmöglich einsprechen konnte und ich finde auch bei dir, dass niemand anders das hätte sprechen können, als du selbst. Nur du weißt, welche Gefühle wann wie vorhanden waren und nur du kannst deine Stimme entsprechend hieran an die Erinnerung anpassen. Das hat man gespürt. Das echte Gefühl in deiner Erzählung!
Davon abgesehen aber ist es nicht nur, dass du deine Erlebnisse vertont hast. Deine Erzählstimme klingt gut, eindringlich aber nicht aufdringlich. Bleibt hängen, ist niemals einschläfernd und verbleibt auch nach dem gesprochenen Wort markant im Gedächtnis. Ein Stellungsmerkmal!
Ich bin wohl wahrlich kein Profi. Nur Konsument. Aber ich würde sagen, vielleicht sprichst du mal vor! Fürs Synchronisieren von Zeichentrickfilmen, oder für das Sprechen von Kinderbüchern zum Beispiel hättest du glaub ich auf jeden Fall Talent glaube ich!
Ich bin ansonsten ehrlich. Hätte das Hörbuch Geld gekostet, ich hätte es wohl nicht so spontan herunter geladen. Aber im Nachgang bereue ich diese Vorverurteilung! Denn mir wäre dann eine wirklich tolle Reisegeschichte entgangen! Würdest du weitere Reiseerlebnisse einsprechen und wären diese kostenpflichtig, ich wäre dein erster Kunde! 🙂
Liebe Grüße
Bernd
Hallo Bernd,
haha, nein, keine Sorge, ich finde es nur sehr spannend, was da im Kopf so passiert 😀
Mit „klein“ liegst du ja auch nicht sonderlich falsch, ich erfülle tatsächlich genau die Mindestanforderungen für den Polizeidienst. Hey, jetzt habe ich direkt zwei neue Zukunftsideen, wenn ich den Job der Synchronsprecherin mal mit einbeziehe 😉
Letzterer liegt aber wohl definitiv eher im Bereich des Möglichen. Ich habe sogar ernsthaft schon oft darüber nachgedacht, weil ich Animationsfilme liebe und unglaublich Bock hätte, mal einem flauschigen Charakter eine Stimme zu geben. Wir werden sehen 🙂
Vielen Dank für dein Lob, es hat mich sehr gefreut!
Schöne Grüße,
Caro