Work-Life-Balance? Selbstfürsorge? Ja, habe ich schon mal von gehört. Genauso wie von der Relativitätstheorie zum Beispiel auch. Da hab ich aber ebenfalls keine Ahnung von. Die Wahrheit tut manchmal weh und meine Wahrheit ist gerade, dass die einzige Hürde zum absoluten Glück… ich selbst bin.

Mich packt die Wut, wenn ich darüber nachdenke, wie viele Tage meines Lebens ich schon sinnlos verplempert habe. Die Wut auf mich selbst. Wie kann das denn bitte sein, dass ich so viel erreichen will, aber es noch nicht einmal schaffe, den ersten Schritt zu machen? Wie kann es sein, dass ich, wenn der erste Schritt gemacht ist, so schnell wieder die Motivation verliere, weil irgendetwas anderes gerade so furchtbar wichtig erscheint? Von außen betrachtet fragst du dich jetzt vielleicht, was genau denn das Problem ist. Eigentlich läuft ja alles. Aber an meinen persönlichen Zielen (mehr Zeit für mich, gesunde Ernährung und Bewegung, weniger Handybenutzung) scheitere ich momentan Tag für Tag mit Bravour.

Theorie vs. Praxis

Oh, es ist ja nicht so, dass ich nicht weiß, wie ich das Ganze angehen muss. Nein, keineswegs. Das Problem: Mein innerer Schweinehund ist ein Arschloch und das war er auch schon immer. Eigentlich ist es eine ganz simple Gleichung: Wenn ich mich wohlfühle und zufrieden mit mir selbst bin, dann kommt die Inspiration. Auf einmal habe ich unglaublich viele Ideen, bin voller Tatendrang, strotze vor Energie. Es ist ja nicht so, dass ich das erst gestern erkannt habe – aber trotzdem redet dieser verdammte Schweinehund mit fast schon hypnotisierender Stimme auf mich ein und versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Leider hat er noch viel zu oft Erfolg damit.

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Seit ich aus Paris zurück bin, verfalle ich immer öfter der Antriebslosigkeit – und das, obwohl ich genau vor Augen habe, wie ein zufriedenstellender Tag in meinem Leben aussieht. Und vor allem, wie er nicht aussieht. Ich merke allmählich, wie mich die ständige Erreichbarkeit zermürbt und wie ich immer schlechter abschalten kann. Das Traurigste daran? Als Simon sein Geschäft in Bielefeld eröffnet hat, ging es ihm ähnlich und ich konnte ihn prima auf den richtigen Weg bringen. Sowieso weiß ich grundsätzlich immer, welcher Weg zum Erfolg führt und welcher nicht. Nur bei mir selbst klappt das irgendwie nicht und es scheitert an der Umsetzung. Theorie vs. Praxis.

Das Drama mit der Work-Life-Balance

Ich verdamme mich selbst gern unterbewusst zum Leiden. Mir fällt die Decke auf den Kopf, wenn ich mich zu lange an einem Ort aufhalte und Bielefeld langweilt mich. Da die Sache mit dem Vollzeit-Weltreisen zwar in Vorbereitung, aber nicht direkt umsetzbar ist, komme ich also lieber zu dem Schluss: Arbeiten! Und selbst wenn ich eigentlich gar nicht mehr weiß, was ich gerade arbeiten soll, zwinge ich mich dazu, einfach irgendetwas zu machen – auch wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit bei maximal 1% liegt. Dann scrolle ich stundenlang durch Facebook und andere Seiten und hoffe insgeheim, dass ich von der Muse geküsst werde und mich die Inspiration in Form einer blinkenden Werbeanzeige anschreit. Tut sie aber natürlich nicht und am Ende des Tages ärgere ich mich darüber, dass ich nicht endlich mein Buch weitergelesen habe oder zum Sport gegangen bin. Meine Work-Life-Balance ist im Arsch. Sie existiert faktisch nicht.

Selbstfürsorge? Fehlanzeige.

Dabei habe ich ja wie gesagt schon längst festgestellt, dass der Zusammenhang eine klare Sache ist. „Könntest du noch kurz…?“ – Ja klar kann ich. Also eigentlich wollte ich zum Sport und danach frisches Gemüse einkaufen gehen. Aber hey, ich sag ja doch nicht Nein und stelle mein Wohlbefinden einfach wieder hinten an. In meinem Kopf spuken dauerhaft Bauernweisheiten herum. Von nichts kommt nichts. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Aber ist es denn überhaupt Vergnügen, sich um Körper und Geist zu kümmern? Nein, ist es nicht, sondern eine absolute Notwendigkeit, die mir mein innerer Schweinehund aber gern aberkennt. Ist eben auch ein kleiner Masochist.

Wo wir schon beim Thema Bauernweisheiten waren… Wie sagt man so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Der nächste Punkt auf meiner To-Do-Liste ist es also nicht, verkrampft nach etwas zu suchen, von dem ich gar nicht weiß, was es ist, sondern eine ordentliche Work-Life-Balance mit viiiel Selbstfürsorge aufzubauen, denn dann sprudeln Ideen und Energie auch wieder ganz von selbst. Ich kenne mich ja. Ab sofort klingelt der Wecker trotz Protest meiner besseren Hälfte schon um 7 Uhr und ich habe mir selbst ein Social-Media-Verbot vor 12 Uhr verhängt.

Den aktuellen suchtähnlichen Zustand des Wartens auf 12 Uhr und die zuckenden Bewegungen meines Daumens Richtung Facebook-App schaffe ich sicher auch noch irgendwie zu überwinden – der kalte Entzug kann kommen.

Hast du Tipps für mich? Oder kennst du das Problem vielleicht auch?

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