Seit 2011 wohnen wir nun schon in der Großstadt am Teutoburger Wald. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir es in all den Jahren nicht einmal geschafft haben, die Bielefelder Nachtansichten zu besuchen – obwohl das Event zu den alljährlichen Highlights der Stadt gehört. Für unser letztes Jahr in der Gegend haben wir uns aber ja vorgenommen, nochmal alles zu „erledigen“, was es hier so Spannendes zu erleben gibt. Und ich muss sagen: Die 16. Bielefelder Nachtansichten haben sich mehr als gelohnt!
Jedes Jahr im April öffnen über 50 Kulturorte ihre Pforten, laden zur Nachtschicht ein und bereiten ein besonderes Programm für die Besucher vor. Tickets bekommst du entweder im Vorverkauf oder direkt vor Ort – alle teilnehmenden Museen, Kirchen und Galerien verkaufen die Armbänder, mit denen du Zugang zu jeder Attraktion und freie Fahrt in Bus und Bahn bekommst, am Eingang.
Dieses Jahr lag der Preis an der Abendkasse bei 12 Euro (ermäßigt 10 Euro) und wir hatten uns überlegt, in der ziemlich coolen Oetker-Welt zu starten, die ich vor ein paar Jahren schon einmal im Rahmen des Economic Summer Camps besucht hatte. Dummerweise war die Schlange den ganzen Abend über (wir waren zweimal da, um zu gucken) so lang, dass man mindestens eine Stunde hätte anstehen müssen. Och nö, die kostbare Zeit in der Warteschlange zu verschwenden, war dann nicht so ganz in unserem Interesse.
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Tolle Organisation der Stadtwerke Bielefeld
Ich muss sagen: Ich habe die Stadt selten so voll gesehen wie zu den Bielefelder Nachtansichten. Viele angrenzende Cafés und Restaurants hatten ebenfalls ihre regulären Öffnungszeiten ausgeweitet und es war nahezu überall etwas los. Trotzdem haben sich die Besucher (abgesehen von der Oetker-Welt) gut auf die verschiedenen Kulturorte und die Altstadt verteilt, sodass man fast überall problemlos reinkam und auch nicht sonderlich lange warten musste – das ausführliche und übersichtliche Programmheft war außerdem mehr als hilfreich. Auch wenn es in den Stadtbahnen teilweise recht kuschelig wurde, hat die Sache mit dem zusätzlichen Sparrenexpress und den Shuttle-Bussen super geklappt – wir waren positiv überrascht, wie gut die Ansagen und wie freundlich die ganzen Mitarbeiter waren.
Besonders schön waren auch einige Programmpunkte, die kostenlos, also ohne den Kauf eines Bändchens, erreichbar waren. Der Klosterplatz erstrahlte den ganzen Abend über in buntem Licht und im Altstädter Kirchpark, rund um die Statue des Leinewebers, konnte man sich eine beleuchtete Kunstausstellung ansehen. Mein persönliches Highlight: die 3D-Projektion mit Bild und Ton, die nach Einbruch der Dunkelheit halbstündlich auf das Theater am Alten Markt gestrahlt wurde.
Wenn in der Kirche der Bär steppt
Sonderlich überrascht hat es mich nicht, denn ich habe meine gesamte Kindheit und Jugend in (Gospel-) Chören gesungen und war nicht nur einmal daran beteiligt, dass die Stimmung in der Kirche weit entfernt von trockenen Predigten anzusiedeln war. Trotzdem muss ich hier einfach ein ganz, ganz großes Lob an die Band Funky Fish & the Skangaroos aussprechen – wir waren zwar nur durch Zufall zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben nur noch die zweite Hälfte des Auftritts mitbekommen, aaaber: Mannomann, was eine geile Stimmung! Generell haben sich die teilnehmenden Kirchen nicht lumpen lassen und mit diversen Lichtinstallationen echt eine klasse Atmosphäre geschaffen! Hier zum Beispiel ein Blick in die Altstädter Nicolaikirche:
Caro und die Kunst – eine zaghafte Annäherung
Dass ich nicht so der größte Fan von Kunst und Museen bin, weißt du ja schon. Ich bezeichne mich da selbst immer ganz gerne als Kunstbanause, auch wenn das eigentlich nicht so ganz stimmt. Ich kann nur einfach nichts mit moderner Kunst anfangen und der Großteil der Meisterwerke, die in diesem Bereich gehypt werden, entlockt mir maximal ein desinteressiertes „Aha“. Das war wohl auch der Grund, wieso ich in die Kunsthalle Bielefeld bisher noch keinen Fuß gesetzt habe und der riesige Klotz für mich auch keinesfalls einladend wirkt. Gut, jetzt war ich drin. Stand schließlich noch auf meiner „Bielefeld-Last-Minute-To-Do-Liste“. Und ich war auch froh, dass wir schnell wieder draußen waren. Nein, das ist einfach nichts für mich und solche Museen drücken meine Stimmung.
Richtig interessant fand ich aber eine schillernde Lichtinstallation zum Thema „Tanz“ in der Tiefgarage in der Mauerstraße und die Galerien in der Goldstraße. Im Kunsthaus Uerpmann konnten wir Karsten Meiwald dabei über die Schulter schauen, wie er mit filigranen Pinselstrichen wahre Kunstwerke auf die Leinwand pinselte. Hier noch ein Tupfer, da noch ein Strich – und zack, zum Schluss steht man in einer Galerie voller Küstenlandschaften, die so echt aussehen, dass wir im ersten Moment dachten, es handele sich um Fotos, die mit ein paar Effekten versehen wurden.
Ein paar Meter weiter fanden wir diverse Gartenzwerg-Statuen von Ottmar Hörl, von denen ein paar unter dem Titel „Poisoned – Vergiftet“ den rechten Arm zum Hitlergruß strecken. Ja, das ist Kunst, mit der ich was anfangen kann. Kunst, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig ein optischer Blickfang ist.
Fazit zu den Nachtansichten in Bielefeld 2017
Es war ein toller Abend quer durch Bielefeld und richtig cool, so viele Menschen auf den Straßen zu sehen. Von Schülern und Studenten, über Familien mit kleinen Kindern, bis hin zu betagten Senioren – offensichtlich konnte das Programm jede Altersklasse ansprechen und für alle etwas Passendes anbieten. Etwas enttäuscht waren wir allerdings vom BauernhausMuseum als einer der Top-Attraktionen: Simon und ich sind große Fans von traditioneller Landwirtschaft, Mittelaltermärkten und Co. und hatten das Freilichtmuseum ganz oben auf unsere Liste gepackt. Gerade zum 100-jährigen Jubiläum hätte man aber viel mehr draus machen können: Die Aufstriche für das frischgebackene Brot waren schon lange vor Ende ausverkauft, vieles konnte man sich wegen fehlender Beleuchtung nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr anschauen und zumindest ein Lagerfeuer oder Ähnliches im Außenbereich hatten wir fest erwartet.
Auch wenn wir nächstes Jahr nicht mehr in Bielefeld sein werden: Sollte es uns irgendwann im Frühling noch einmal zurückziehen, werden wir uns das Event ganz sicher nicht entgehen lassen! Und dann hoffen wir, dass es neben Schnittchen und Bratwurstbuden noch ein paar spannende kulinarische Köstlichkeiten aus der aktuellen Streetfood-Szene gibt. Dieses Mal sind wir im Anschluss noch bei Urfa Kebab am Kesselbrink gelandet, einem Restaurant mit leckeren türkischen Gerichten – Bratwurst und Pommes hat uns nicht so ganz zugesagt und die leckeren Snacks in manchen Galerien waren zwar gute Appetitanreger, aber natürlich nix zum Sattessen.