Seit Monaten ist das Thema „Haarwäsche ohne Shampoo“ in aller Munde und ich würde es sogar als DEN Öko-Trend des Jahres 2016 bezeichnen wollen. Da wurde ich allmählich hellhörig, denn einerseits habe ich für natürlichere Lebensformen generell immer ein offenes Ohr, andererseits hoffte ich auch, dass das allseits angepriesene Haarewaschen ohne Shampoo meine Kopfhautprobleme lösen und mir am besten auch noch weitere Flüssigkeiten auf Reisen einsparen würde. Nachdem ich das Ganze zwei Monate lang getestet habe, verrate ich dir aber, wieso Mehl und Co. ab sofort wieder ausschließlich in der Küche zum Einsatz kommen.

Weniger Plastik, weniger Chemie, weniger Hautirritationen. Mehr biologisch abbaubare Substanzen, mehr Natur. Klang super und mir persönlich haben diese Gründe gereicht, dass ich mich genauer mit dem Thema auseinandersetzen wollte. Nachdem ich mich auf verschiedenen Blogs etc. informiert hatte, sah die Sache ziemlich eindeutig aus: So ziemlich alle schwärmten davon, wie toll die Haare auf einmal ohne Shampoo seien, wie selten sie diese nur noch waschen müssten, wie sehr das den Geldbeutel schonen würde und wie nach kurzer Zeit alle Hautprobleme verschwunden gewesen seien. Das konnte doch also nur gutgehen. Oder?

Die Entscheidung für die richtigen Produkte

Auf diversen anderen Internetseiten hatte ich bereits gelesen, dass die Umgewöhnung etwa sechs Wochen dauern würde und die Haare in dieser Zeit sehr fetten würden, da die Talgproduktion ja ohne die ganzen Silikone etc. ziemlich durcheinandergerät – beziehungsweise: Zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehrt. Da ich sehr feines Haar habe, das generell schon sehr schnell fettet (ein Tag ohne Haarewaschen war für mich schon immer der pure Horror), stellte ich mich auf das Schlimmste ein – Simon freute sich natürlich auch tierisch auf die kommenden Wochen, in denen seine Frau also wie eine Speckschwarte rumlaufen würde…

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Nun ging es zuerst darum, meine Beauty-Produkte durch natürliche Dinge zu ersetzen. Dabei fiel mir erstmal auf, wie viel ich täglich in meine Haare schmierte. Ohne meine Sprühspülung ging gar nichts mehr, denn dann ließen sich die Haare morgens kaum kämmen. Über Natron hatte ich gehört, dass es den No Poo-Gewöhnungsprozess etwas beschleunigen würde – von daher ersetzte ich meine Haarkur durch Natron und diverse Öle, besorgte Kamillentee und Apfelessig als Spülung und entschied mich für die Anfangsphase für Roggenmehl als natürliche Shampoo-Version.

No Poo im Praxistest: „Das wird schon noch…“

Über zwei Monate habe ich No Poo durchgezogen und mit jedem neuen Tag gehofft, dass der große Durchbruch, von dem immer überall die Rede war, endlich kommen würde. Mein Hauptanreiz für die ganze Aktion war eigentlich die Tatsache, dass ich seit meiner Kindheit seborrhoische Dermatitis habe, durch die meine Kopfhaut extrem schuppt und nässt, wenn ich nicht alle paar Tage mit einem speziellen Shampoo dagegenwirke. Und selbst dann lässt sich das Problem leider nicht vollständig lösen… Also entschied ich mich, die Sache mit No Poo einfach mal radikal zu versuchen.

Die ersten zwei oder drei Tage fühlten sich meine Haare an wie Stroh. Danach kamen zwei oder drei Tage, an denen sie so stark fetteten, dass ich mich kaum aus dem Haus traute. Aber ich wusch fleißig weiter mit Roggenmehl und probierte verschiedene Spülungen aus, blieb letztendlich beim Kamillentee hängen. Apfelessig hatte ich bereits nach den ersten zwei Versuchen aus dem Badezimmer verbannt, denn ich roch wie eine Mischung aus Alkoholikerin und Salatdressing – echt ziemlich abartig!

Verschiedenste Öle als Pflege für die Haarspitzen gingen auch gar nicht klar: Egal, welches Öl ich ausprobierte und egal, wie wenig davon ich mit den Fingern einknetete, ich sah immer aus, als hätte ich in Frittenfett gebadet. An Aufgeben war natürlich trotzdem nicht so schnell zu denken (pah, das wäre doch gelacht!) und so wusch ich weiterhin jeden Morgen meine Haare mit Roggenmehl und spülte mit Kamillentee oder Natron (1x wöchentlich). Trotzdem war ich ich den ersten paar Wochen noch optimistisch. Ich hatte ja schon mit dem Schlimmsten gerechnet und… so schlimm war es dann doch nicht.

Warum ich nach 2 Monaten keinen Bock mehr hatte

Ganz ehrlich? Selbst wenn ich meine Haare täglich gewaschen habe: Ich hatte nie auch nur annähernd den gleichen (sauberen) Effekt wie mit handelsüblichem Shampoo. Dass bei Roggenmehl absolut nix schäumt, dass das Anrühren des Mehls, das Kochen und Abkühlenlassen des Tees jeden Morgen nervt und dass es verdammt lange dauert, die Pampe wieder aus den Haaren zu waschen…  An all das hatte ich mich ja schon gewöhnt. Aber daran, dass meine Haare auch nach zwei Monaten immer noch leicht fettig aussehen, wenn ich sie eigentlich gerade erst vor wenigen Stunden gewaschen hatte… Daran konnte ich mich nicht gewöhnen, denn ich bin extrem pingelig bei meinen Haaren und von dem erhofften „Ich wasche meine Haare nur noch alle paar Tage“ war ich Lichtjahre entfernt. Schon allein deswegen, weil meine Haare sowieso einfach grausam aussehen, wenn ich einmal drauf geschlafen habe. Als ich nach ein paar Wochen dazu überging, jeden zweiten Tag schon mal mit ausschließlich Wasser zu waschen, war auch klar, dass das keine Option war.

Abgesehen davon, dass ich mit dem Haarwäsche-Ergebnis keineswegs zufrieden war und mich der ganze Aufwand dementsprechend auch genervt hat, gingen die Probleme noch weiter. Ich reise ja immer nur mit Handgepäck und hatte daher gedacht: Hey super, weniger Flüssigkeiten – Roggenmehl, Natron und Kamillentee kann man ja ganz easy so ins Gepäck stopfen. Blöd nur, wenn man vergisst, dass Deutschland ein ziemliches Öko-Paradies ist und es in jeder noch so kleinen Stadt ein Reformhaus oder so gibt. In Griechenland wurde mir dann schnell bewusst, dass es im Ausland zur echten Mammutaufgabe werden kann, Roggenmehl und Co. zu kaufen. Also probierte ich auch hoch angepriesenes Honigwasser aus. Und war froh, als meine Haare nach drei Tagen nicht mehr wie Zuckerwatte klebten…

Mein Kopfhaut-Problem wurde auch nicht besser – im Gegenteil! Nach den ersten drei oder vier Wochen fing die Schuppenbildung bereits an, noch zwei Wochen später hatte ich wieder richtig nässende Stellen auf dem Schädel, die ich beinahe täglich mit lauwarmem Kamillentee spülte. Nach insgesamt zwei Monaten stand für mich dann fest: No way, liebes No Poo-Konzept, es ist aus mit uns.

Warum No Poo dennoch etwas Gutes hatte

Auch wenn mich die ganze Aktion „Haare waschen ohne Shampoo“ an manchen Tagen echt in den Wahnsinn getrieben hat: Sie hatte auch etwas Gutes. Mir ist nämlich mal bewusst geworden, wie viele verschiedene Sachen ich jeden Tag in meine Haare schmiere, damit sie so aussehen, wie sie aussehen. Damit ist jetzt Schluss, denn ich habe endlich ein festes Bio-Shampoo gefunden, das mir super gefällt: Shampoo Bit schäumt unglaublich (hätte ich bei dem kleinen Teil nicht gedacht!), riecht gut und hat bei mir trotz täglicher Haarwäsche bei langen Haaren zwei Monate gehalten. Mal abgesehen davon, dass die Haare jetzt auch ohne weitere Spülungen total weich sind! Am besten schaust du mal bei dir im Reformhaus nach, ob sie die Seifen haben. Ansonsten kannst du sie im Rosenrot-Onlineshop bestellen.

Leider komme ich um mein medizinisches Shampoo, das ich zweimal wöchentlich verwende, nicht herum. Und auch die tägliche Haarwäsche bleibt halt einfach so. Aber zumindest bin ich ganz happy, dass ich keinerlei chemische Pflegeprodukte mehr verwende. Als einzige Pflege knete ich alle paar Tage vor dem Schlafengehen Arganöl in die Spitzen, das ich dann morgens wieder auswasche. Durch den Test von No Poo habe ich nun fast alle meine Hygieneprodukte durch natürliche Varianten ersetzt. Dazu wird es aber noch einen anderen Artikel geben.

Andere Meinungen zum Thema:

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