Paris ist auf dem besten Weg, die neue europäische Start-Up-Hauptstadt zu werden. Das französische Wirtschaftszentrum hat 2016 bereits Berlin überholt und ist drauf und dran, auch London den Rang abzulaufen. Kein Wunder also, dass Paris neben klassischen Cafés, in denen man auch seinen Laptop mitnehmen kann, immer mehr Coworking Spaces etabliert und mittlerweile sogar schon Wohngemeinschaften für junge, ambitionierte Unternehmer entstehen. In diesem Artikel zeige ich dir, wo ich in Paris am liebsten an meinen Projekten arbeite.
Lange lag London ungeschlagen an der Spitze, wenn es darum ging, in welcher Stadt am meisten in Start-Ups investiert wurde. Seit dem Brexit sieht die Sache etwas anders aus, denn Investoren suchen gezielt Ausweichstandorte in anderen europäischen Ländern – ganz vorne dabei Deutschland und Frankreich. Was im Sommer 2016, kurz nach dem Referendum in Großbritannien, schon vermutet wurde, hat sich offenbar bereits bewahrheitet: Investitionen werden verlagert. Dies hatte Ende 2016 allerdings weniger Auswirkungen in Berlin, sondern insbesondere in Paris.
Selbstständig arbeiten in Paris
Wer als Selbstständiger beziehungsweise sogar Digitaler Nomade in Paris unterwegs ist, hat zahlreiche Möglichkeiten, sich einen passenden Arbeitsplatz zu suchen. Neben vielen schönen Airbnb-Unterkünften und Backpacker-Hostels gibt es in der französischen Hauptstadt nämlich eine ganze Reihe von Orten, an denen du dein Laptop aufklappen und in Ruhe an deinen Projekten arbeiten kannst. Ein paar meiner Lieblingsorte möchte ich dir verraten.
Meine liebsten Cafés und Coworking Spaces in Paris
Als ich in Paris gewohnt habe, hat es mich anfangs noch ab und an zu Starbucks gezogen. Auch wenn ich die Kette nicht gern unterstütze und die Getränke (läuft bei mir dann sowieso immer auf Chai Latte hinaus, weil ich keinen Kaffee mag) auch nicht sonderlich toll finde: Bei Starbucks weiß man eben, was man bekommt, die gesalzenen Preise wirken in Paris auf einmal gar nicht mehr so teuer und es ist auch kein Problem, wenn man dort stundenlang vor seinem Bildschirm klebt.
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Nachdem ich mich in dieser wundervollen Stadt aber etwas eingelebt hatte, war klar: Die schönsten Cafés findet man, indem man einfach durch die Straßen spaziert und die Augen offenhält. Zumal Starbucks mit den vielen guten Alternativen echt nicht mithalten kann:
1) CREAM
Niedliches, kleines Café an der Rue de Belleville, Ecke Rue Julien Lacroix. Als ich im Loft Hostel nebenan gewohnt habe, lag das CREAM auf meinem Weg und wurde des Öfteren besucht. Du findest es im Prinzip direkt unter der bekannten Wand „Il faut se méfier des mots“ (frei übersetzt: „Mit Worten muss man vorsichtig sein“). Hier gibt es einige Gäste, die das Laptop aufklappen, auch wenn man sich seinen Platz durch die begrenzte Größe erstmal erkämpfen muss. Leckere Snacks und tolle Heißgetränke zu angemessenen Preisen, gute Lage im hippen Belleville. Geöffnet täglich von 08:30-17:30 Uhr, am Wochenende erst ab 09:30 Uhr.
2) Le Barbouquin
Das Le Barbouquin ist ein wunderschönes Büchercafé, nur ein paar Straßen vom Café CREAM entfernt – genau genommen in der Rue Ramponeau, Ecke Rue Denoyez. Das gesamte Café ist mit Bücherregalen und Schätzen aus Papier bestückt, in die man gerne einen Blick werfen kann. Recht klein, aber scheinbar ein netter Geheimtipp, da es dort nicht so voll ist. Die Preise sind zwar nicht gerade günstig, aber es ist alles liebevoll eingerichtet und sehr gemütlich, die Internetverbindung läuft gut und die Snacks, Getränke und vor allem der Kuchen sind echt lecker. Geöffnet täglich von 09:00-19:00 Uhr, am Wochenende erst ab 10:00 Uhr.
3) Belushi’s
Zugegeben: Das Belushi’s ist nicht wirklich ein Café, sondern eine Bar. Davon gibt es zwei Stück in Paris und diese sind jeweils an das Hostel Christopher’s Inn angeschlossen, wodurch man viele coole Leute trifft. Das Belushi’s am Gare du Nord ist nicht schlecht, ich saß allerdings immer lieber im Belushi’s Canal, das sich direkt am (beziehungsweise auf) dem Wasser der schönen Bassin de la Villette befindet (Rue de Crimée, zwischen dem Quai de la Loire und dem Quai de la Seine).
Während es hier abends laut und voll ist, kann man tagsüber angenehm mit Blick aufs Wasser arbeiten und sich anschließend in der Happy Hour (17:00-22:00 Uhr) einen Drink gönnen, am besten einen der echt guten Cocktails. Geöffnet täglich von 10:00-02:00 Uhr, am Wochenende geht die Party bis 05:00 Uhr.
4) Anticafé
Das Konzept des Anticafés kommt ursprünglich aus Russland, wo bereits 2011 das erste Café dieser Art in Moskau eröffnete. Mittlerweile gibt es in Paris eine ganze Reihe von Cafés, die nach diesem Prinzip verfahren: Man bezahlt nicht das, was man verzehrt hat, sondern je nachdem, wie viel Zeit man vor Ort verbringt. In Paris gibt es aktuell vier verschiedene Anticafés (Beaubourg, Louvre, Olympiades, République). Letzteres habe ich besucht: Es befindet sich in der Rue du Château d’Eau und hat in der Woche von 09:00-22:30 Uhr, am Wochenende von 10:00-21:30 Uhr geöffnet.
Du hast beim Barista deines Vertrauens die Wahl zwischen verschiedenen Heißgetränken und kannst dich an Keksen und Co. frei bedienen. Pro Stunde zahlst du 5 €, ab 5 Stunden greift das Tageslimit von 24 €. Für 240 € im Monat kannst du jederzeit vorbeikommen. Im Vergleich zu anderen Cafés ist mir das Anticafé République etwas zu klein und man kommt sich an den Tischen leicht in die Quere. Wer wirklich Highspeed-Internet oder seine Ruhe braucht, ist hier falsch – ansonsten ein wirklich netter Arbeitsplatz.
5) Le 10h10
Im Le 10h10 wird das gleiche Konzept angewendet wie im Anticafé und mir persönlich gefällt es hier noch viiiel besser. Es gibt aktuell zwei Filialen (Cléry und Saint Martin), die ein richtig geiles Vintage-Retro-Design haben und saugemütlich sind. Hier gibt es Sitzgelegenheiten in allen Formen und Farben und im Le 10h10 Saint Martin (Rue Saint-Martin, Ecke Rue de Montmorency) hat es mir vor allem die pastellfarbene Küche angetan, in der man sich an einem umfangreichen Snack-Buffet und an den Getränken bedienen kann.
Sehr freundliche Mitarbeiter, gute Internetverbindung und man kann sich sogar private Räumlichkeiten mieten. Wem der sehr großzügige Gemeinschaftsraum reicht, der zahlt pro Stunde 4,50 € oder maximal 20 € am Tag. Die monatliche Miete kostet 275 €. Geöffnet täglich von 09:00-20:00 Uhr, samstags ab 10:00, sonntags ab 13:00 Uhr.
6) Mutinerie
Die Mutinerie (übersetzt: Meuterei) hat mich mit ihrem Slogan „Libres ensemble“ (übersetzt: zusammen frei) und dem Piraten-Marketing angezogen. Was will eine Hippie-Seele wie ich schließlich mehr als so eine coole Location? Der Coworking Space gefällt mir wirklich gut, denn es gibt drei verschiedene Bereiche, die man benutzen kann: einen großen Raum mit Schreibtischen, in dem ruhig gearbeitet wird, ein Café im vorderen Bereich, in dem man mit Leuten quatschen kann, und einen gemütlichen Kellerraum, in den man sogar ein Schläfchen halten kann.
Die meisten Selbstständigen, die hier arbeiten, sind scheinbar häufiger vor Ort, das All-Inclusive-Paket kostet pro Monat 290 €, man kann allerdings auch tageweise (25 €) vorbeischauen – ich kann die Happy Hour empfehlen: 4 Stunden im Zeitraum von 17:00-21:00 Uhr kosten nur 10 €. Alle Preise sind Nettopreise, du findest die Mutinerie in der Rue de Meaux (die Tür ist verschlossen, einfach klingeln und die sehr freundlichen Mitarbeiter zeigen dir alles). Geöffnet wochentags von 09:00-21:00 Uhr.
7) Draft Ateliers
Die Draft Ateliers findest du auf der Esplanade Nathalie Sarraute, in einem modernen Holzgebäude. Hier treiben sich hauptsächlich Künstler rum, der Coworking Space mit Werkstatt (die verschiedenen Maschinen können gegen Aufpreis genutzt werden) ist sehr ruhig und gemütlich. Dass man sich unter Freigeistern befindet, wird direkt beim Öffnen der Tür klar: Hochgekrempelte Jeans in Oversize, Retro-Brillengläser und kunstvoll geschwungene Schnurrbärte sind hier keine Seltenheit. Die Mitarbeiter sind superlieb, die Internetverbindung prima und die Preise mit 8 € (bis 4 Stunden) beziehungsweise 15 € (ab 4 Stunden) im Vergleich zu anderen Coworking Spaces in Paris fast schon ein Schnäppchen. Geöffnet wochentags von 10:00-19:00 Uhr.
Coliving in Paris: Wohngemeinschaft mit anderen ambitionierten Unternehmern
Während meiner Zeit in Paris habe ich einen Monat lang bei Stéphane gewohnt – einem jungen Unternehmer, dessen Eltern chinesische Einwanderer aus Kambodscha sind. Das war im November 2015 und Stéphane erzählte mir von einer neuen Geschäftsidee, die er zusammen mit einem Freund aufziehen wollte: dem HackerHouse. Es dauerte nicht lange, bis erste Interessenten gefunden waren, schließlich sind die Mieten in und um Paris hoch, es gibt unzählige junge und ambitionierte Unternehmer – und wie fruchtbar Synergien sein können, hat sich mittlerweile herumgesprochen.
Was vor anderthalb Jahren als Idee begann, ist inzwischen Realität geworden und es gibt bereits zwei Wohngemeinschaften, in denen du als Entrepreneur einziehen kannst. Ich durfte bei meinem letzten Besuch in der französischen Hauptstadt einen Nachmittag mit den Bewohnern des HackerHouses in Ivry (an der südlichen Stadtgrenze, es gibt noch eine weitere WG in Aubervilliers im Norden) verbringen und das Konzept hat mich total überzeugt: Für 520 € pro Monat bekommt man ein Bett in einem Mehrbettzimmer und kann verschiedene Gemeinschaftsräume nutzen – Internet, sämtliche Ausstattung und Frühstück inklusive! Die Mietdauer beträgt 3-9 Monate, eingezogen wird immer zum Monatsanfang. Eine echt coole Sache, um mit Gleichgesinnten nicht nur zu arbeiten, sondern auch zusammenzuwohnen.
Wo arbeitest du in Paris am liebsten?
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