Kennst du das? Du hast dich perfekt auf deine Reise vorbereitet. Alles verschlungen, was du über dein Reiseziel finden konntest. Jede noch so kleine Kleinigkeit im Kopf durchgespielt. Wirklich an alles gedacht. Und vor Ort ist dann doch alles anders. Vielleicht fragst du dich jetzt „Wieso zur Hölle tut sie das denn auch?“ und du hast natürlich recht. Eigentlich bin ich ja immer diejenige, die einfach mal losfliegt und guckt, was passiert.
Dieses Mal war aber irgendwie alles etwas anders. Dank unseres wunderbaren deutschen Reisepasses war mir das Beschaffen eines Visums bisher gänzlich fremd. Flug buchen, hinfliegen, Stempel bekommen – läuft. Beim Thema Iran funktioniert das allerdings nicht ganz so easy. Neben der Visumsfrage schwirrte mir vor allem die Klamottenproblematik durch den Kopf.
So landeten schlussendlich einige neue Kleidungsstücke im Einkaufswagen, ich frischte meine Kopftuch-Kenntnisse noch etwas auf und hatte bei der Landung in Teheran quasi den gesamten Reiseführer in mich einverleibt. Auch wenn sich das alles als gute Vorbereitung herausgestellt hat: Ich verrate dir mal, was meine ersten Eindrücke im Iran waren. Schöne Eindrücke. Lustige Eindrücke. Schockierende Eindrücke.
1. Iran – lockerer als gedacht
Was ich in dieser Hinsicht erwartet habe, weiß ich eigentlich selbst nicht so genau. Vermutlich, dass die sogenannten Sittenwächter überall durch die Straßen schwirren und alles im Blick behalten würden. In der Realität sieht das aber ganz anders aus und in den letzten Jahren hat sich scheinbar einiges in Richtung Modernisierung getan: Viele Frauen tragen modische Kurzmäntel über ihren Jeans, bunte Kopftücher und (gefälschte) Markenklamotten, bei denen das Motto „Viel hilft viel“ an den Tag gelegt wird. Warum sollte man auch auf das Nike-Logo auf dem rechten Bein der Leggings verzichten, nur weil das linke Bein schon ein Chanel-Emblem ziert?
Nachdem ich also die Lage in den ersten Tagen mit komplett schwarzer Kleidung sondiert hatte, wurden zuerst die Sandalen aus dem Rucksack geholt und die Ärmel meines Cardigans hochgekrempelt, dann etwas mehr Farbe gewählt, ein kürzeres Kleid anzogen – und auch mein Kopftuch machte sich Stück für Stück auf Wanderschaft in Richtung Haaransatz. Ob ich damit Probleme hatte? Nein, nie. Manchmal gab es leicht schiefe Blicke von vollständig verschleierten Iranerinnen. Die meisten haben mich aber einfach nur freundlich oder interessiert angelächelt. Insbesondere in Teheran sieht man außerdem viele händchenhaltende Paare in den Straßen – damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet.
2. „Made in Germany“ – auch im Iran ein Begriff
Lamy, Faber Castell, Staedtler. Made in Germany. Die Schaufenster im Iran sind gepflastert mit entsprechenden Werbetafeln und der Buch- und Schreibwarenhandel boomt. Ich war total entgeistert, als ich in der Teheraner Innenstadt teilweise bis zu zehn aneinandergereihte Geschäfte gesehen habe, die irgendwie alle nahezu identisch waren. Und trotzdem prall gefüllt mit Kundschaft. Dabei gilt offenbar: Wer den größten Lamy-Füller-Pappaufsteller besitzt, ist am coolsten.
Auch sonst wissen gefühlt alle Iraner, was das Exportland Deutschland so alles produziert. Während ich in zweieinhalb Wochen nur einen BMW (und zwar im Parkhaus des Flughafens) gesehen habe, ist das Interesse daran riesig. Wie viele BMWs gibt es denn in Deutschland? Oh, ihr habt einen? Seid ihr reich? Nein? Fährt also jeder so einen? Nein? Dann fahren die anderen bestimmt Porsche, oder?
3. Wo Gastfreundschaft keine Grenzen kennt
Dass die Iraner (Ausnahmen gibt es aber natürlich immer) gastfreundliche, ehrliche und hilfsbereite Menschen sind, ist wohl kein Geheimnis. Ich war einerseits darauf eingestellt. Andererseits hätte ich im Traum nicht an solche Ausmaße gedacht. Bereits in den ersten Tagen wurden uns an einem Imbiss Falafelsandwiches und Coladosen geschenkt, nachdem irgendwo aus dem hinterletzten Schrank ein vergilbter Zettel mit einem winzigen „Be our guest“ hervorgekramt wurde. Auf dem Basar rannte mir ein Verkäufer hinterher, um mir fast schon schockiert 15.000 Rial in die Hand zu drücken. Er hatte sich verrechnet und hätte scheinbar nicht damit leben können, mich um etwa 30 Cent erleichtert zu haben.
In Ghalat, einem kleinen Dorf bei Schiras, wurden wir spontan zum Picknicken eingeladen. Eine iranische Familie, die nach Australien ausgewandert war und nun ihren Urlaub im neuen Ferienhaus in der Heimat verbrachte, gabelte uns mit unseren Rucksäcken auf dem Weg auf und teilte mal einfach ihren gesamten Picknickkorb mit uns. Natürlich wurde sich auch hier wieder für alles Mögliche entschuldigt – man hatte ja gar nicht genug Teller, obwohl ein guter Iraner immer zu viele Teller dabei hat. Schließlich weiß man ja nie, wen man spontan zum Essen einlädt. Ich glaube, das gewöhne ich mir in Deutschland auch mal an, haha.
Den Vogel abgeschossen hat allerdings der Busfahrer, der uns von Isfahan nach Varzaneh gefahren hat. Er sprach kein Wort Englisch und selbst nachdem auch der letzte Fahrgast den Bus verlassen hatte, weigerte er sich konsequent, uns aussteigen zu lassen. Als wir irgendwo auf einem dunklen Hinterhof hielten und er irgendwen mit seinem Handy anrief, überkam uns kurzzeitig die Panik. Wenig später war sein Kumpel da, der uns mit Händen, Füßen und wenigen Brocken Englisch den Plan erklärte: Wir sollten bei unserem Busfahrer essen, schlafen und am nächsten Tag mit ihm in die Wüste fahren. Ähm, nein?!
Folgst du mir eigentlich schon auf Facebook?
Auf meiner Seite findest du immer aktuelle Reise-Updates, Fotos aus aller Welt und einen Schwank aus meinem Leben.
Wir machten uns zu Fuß auf den Weg zurück in die Stadt und als wir unserem Couchsurfing-Gastgeber die Geschichte erzählten, meinte der nur: „Ja. Und? Ist doch ganz normal! Da hättet ihr ruhig bleiben können. Ich hab gestern auch gerade eine Australierin auf der Straße eingeladen, zu mir zu kommen, aber sie war danach irgendwie sauer auf mich.“ – Das Ganze endete mit einer Erklärung meinerseits, dass westliche Frauen bei einem „Come to my house for sleep“ nicht uuunbedingt die richtige Intention vermuten.
4. Orient trifft auf Moderne
Im Iran prallen gerade wirklich Welten aufeinander. Auf der einen Seite ist alles sehr traditionell und islamisch geprägt – auf der anderen Seite setzen sich die westlichen Trends in vielen Bereichen des Alltags durch. Während in Teheran riesige Werbetafeln stehen und ein Hochhaus nach dem nächsten hochgezogen wird, sieht es außerhalb der großen Städte ganz anders aus. Bei einer Überlandbusfahrt auf dem perfekten Straßennetz wird einem der Unterschied zwischen Stadt und Land dann erst so richtig bewusst – das einzige Highlight ist dann ab und an eine prunkvolle Moschee, die irgendwo im Nirgendwo thront.
Wo genau der Iran hinmöchte, konnte ich während meiner Reise nicht feststellen. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob er das selbst so genau weiß. Vieles ist bereits unglaublich modern und einige Menschen lassen durchblicken, dass eine Reihe von Gesetzen mal generalüberholt werden sollte. Gleichzeitig ist das Straßenbild trotz gelockerter Kleiderordnung größtenteils geprägt vom schwarzen Tschador, öffentliche Einrichtungen meist strikt nach Geschlechtern getrennt.
Eine Erinnerung aus Teheran, die diese Diskrepanz zwischen Tradition und Moderne am besten beschreibt: In einer hochmodernen U-Bahn-Station sucht eine vollverschleierte Frau vergeblich nach der „normalen“ Treppe. Minutenlang hat sie anschließend versucht, einen Fuß auf die Rolltreppe zu setzen, sich dann aber trotz guten Zuredens diverser Leute doch nicht getraut. Wer weiß, vielleicht steht sie noch immer dort.
5. Unterschätze nie, nie, nie die Entfernungen im Iran!
Nachdem ich ein paar Tage in Teheran war, wollten meine Freundin Antje und ich unsere zweiwöchige Rundreise über Ghom, Yazd, Kerman, Bandar Abbas, Schiras, Isfahan und Kaschan starten. Nachdem wir aus Zeitnot schon beschlossen hatten, Ghom einfach ersatzlos zu streichen, merkten wir bereits in Yazd, dass der ganze Plan eine Schnapsidee war. Klar, wir wussten vorher, dass die Distanzen echt groß sind.
Aber irgendwie hatten wir in unsere Berechnungen nicht einkalkuliert, dass es im Süden an die 40°C heiß war und wir Klamotten tragen mussten, die wir in Deutschland selbst bei 20°C bereits im Schrank lassen würden. Kerman und Bandar Abbas wurden also auch noch gestrichen und trotzdem war das für meine Verhältnisse eine der stressigsten Reisen ever. Du weißt ja, ich bin eigentlich lieber langsam unterwegs.
6. Der Iran im Beauty-Wahn – Schönheit kennt keine Grenzen
Während sich hier in Deutschland wohl so ziemlich jeder, der sich einer Schönheitsoperation unterzieht, direkt für mindestens zwei Wochen in einem Bunker verschanzen würde, damit auch niemand dieses peinliche Geheimnis erfährt, ist das im Iran etwas anders. Ganz anders. Frauen und (ja, tatsächlich) auch Männer tragen ihre Nasenpflaster mit mehr Stolz als ein Kind, das den Arm eingegipst bekommt und fröhlich alle seine Freunde darauf unterschreiben lässt. Die strahlend weißen Pflaster sind im Iran ein stylisches Modeaccessoire und ein regelrechtes Statussymbol.
Die Pflaster werden so lange gewechselt (muss ja immer schön weiß strahlen) und getragen, bis die Nase sicher schon fünfmal abgeheilt wäre. Sobald dieses Stadium überstanden ist, geht es entsprechend weiter: Sonnenbrillen werden auch bei krassester Lichteinstrahlung nicht mehr getragen – man braucht ja eine Möglichkeit, das Gespräch wieder auf die durchgeführte Schönheitsoperation zu lenken: „Es bleeendet ja sooo, aber ich kann immer noch keine Brille aufsetzen. Wegen der Naaase.“
7. Wenn die Iraner zum DJ mutieren
Ein Phänomen, das ich bereits in Marokko beobachten konnte. Sobald irgendjemand eine CD oder gar eine MP3-Sammlung mit westlicher Musik hat, muss diese ausgiebig präsentiert werden. Dann werden sämtliche Kenntnisse über deutsche Musiker ausgepackt (ich sag nur: Modern Talking), zeitlose Hits wie der Titanic-Soundtrack oder richtig böse 80er-Ohrwürmer kommen zum Vorschein und erwachsene Männer erklären mit stolzgeschwellter Brust, dass Britney Spears ihre absolute Lieblingssängerin ist.
8. Persisches Essen – „Das kann doch nicht alles sein?“
Vor der Reise musste ich erstmal meine Gehirnzellen zum Grübeln bringen. Persisches Essen – was ist das eigentlich? In Anbetracht der Tatsache, dass ich noch nie ein persisches Restaurant gesehen und auch keine iranischen Freunde habe, fiel mir absolut nix ein. Klar, vermutlich viel Fleisch. Und bestimmt auch richtig geiles Obst und Gemüse. Das mit dem Fleisch stimmte, der Rest nicht. Was anfangs noch richtig lecker war, wurde nach wenigen Tagen ziemlich eintönig.
Auf jeder Speisekarte findet man hauptsächlich Kebab (Fleischspieße) mit Reis, wozu es maximal eine gegrillte Tomate gibt. Auch nahezu alle anderen Gerichte, die ich serviert bekommen habe (wie immer habe ich bei möglicher Verständigung „whatever you can recommend“ bestellt), bestanden aus gegrilltem Fleisch. Oder aus Fleisch in Eintopfform. Frisches Gemüse dazu? Fehlanzeige. Spannende Gewürze? Nope, auch nicht.
Vegetarische Ernährungsformen sind nahezu unbekannt – meine vegane Freundin Antje hatte also auf gut Deutsch gesagt echt verschissen, denn mehr als Salat oder gekochte Auberginen waren nicht drin. Selbst im ausschließlich vegetarischen Restaurant im Haus der Künstler in Teheran gab es kaum ein Gericht, in das dann nicht ersatzweise tonnenweise Käse geschüttet wurde.
Das Frühstück ist bei den meisten Unterkünften inklusive und besteht irgendwie immer (!) aus Brot, süßem Aufstrich, Gurke, Tomate und Käse. Manchmal gibt es noch ein Ei, aber die kann ich ja morgens seit meiner Horror-Busfahrt in Marokko nicht mehr riechen. Bis auf Granatäpfel und Wassermelonen sah es leider auch beim Thema exotische Früchte ziemlich mau aus und die Orangen haben grundsätzlich schlechter geschmeckt als Importware in Deutschland. Ich weiß auch nicht. Irgendwie hätten wir uns die Reise kulinarisch echt anders vorgestellt.
9. „Was fährst du für ein Auto?“ – „Ein weißes.“
Was in unseren Breitengraden eigentlich als Blondinenwitz bekannt ist, nimmt im Iran ganz andere Dimensionen an. Im Iran ist nämlich so ziemlich jedes Auto weiß. Nicht selten wurden wir irgendwo hingefahren und hatten bei der Rückkehr erhebliche Probleme, „unser“ Auto wiederzufinden. Die haben nämlich nicht nur alle die gleiche Farbe – meist handelt es sich sogar um ein und dasselbe Modell. Der Samand des iranischen Autoherstellers Iran Khodro ist im alten Persien der absolute Kassenschlager, man sieht auf den Straßen kaum ein Auto, das aus der Masse hervorsticht. Die Firma produziert nämlich auch alte Peugeots. Die quasi das Vorbild des Samands sind. Wodurch sie verständlicherweise auch wieder gleich aussehen.
Kein Wunder also, dass jeder Iraner beim geflügelten Wort „Germany“ interessiert an deutscher Autoproduktion ist und es iranischen Patriotismus im Zusammenhang mit fahrbaren Untersätzen ganz offensichtlich nicht gibt. Unsere Gastgeber und Taxifahrer mussten des Öfteren aussteigen, um unsere Türen nochmal richtig zu schließen. Bei den Blechbüchsen hilft scheinbar nur rohe Gewalt.
10. Verbale Ausfälle und Feindschaft zu den USA und Israel
Bei diesem Punkt bin ich mir nicht sicher, ob ich damit nicht auf die Liste unerwünschter Personen rücke und für alle Zeiten ein Einreiseverbot in den Iran bekomme. Wäre zwar echt schade, aber naja. Du weißt ja, dass ich mir den Mund nicht gerne verbieten lasse. Und diesen Eindruck muss ich unbedingt mit dir teilen, denn er hat mich echt zutiefst schockiert. Bisher habe ich mich immer tierisch aufgeregt, wenn Trump wieder mit generellen Einreiseverboten um sich gepöbelt hat – das mache ich wohl auch weiterhin, aber ein bisschen ist meine Sichtweise gekippt. Ich denke nicht, dass ich mich bei dem Thema USA-Iran ausreichend auskenne, um mir eine abschließende Meinung genehmigen zu dürfen und mache das einfach mal wie diplomatische Eltern, die sich auf ein „Ich weiß nicht, wer angefangen hat, ich war nicht dabei“ berufen.
Trotzdem: Während meiner Reise durch den Iran musste ich mehrfach wirklich tief schlucken. Die ehemalige amerikanische Botschaft ist vermutlich bekannt, oder? Zumindest kennst du sicher das Graffiti, bei dem der Freiheitsstatue das Gesicht durch einen Totenkopf ersetzt wurde. Natürlich haben wir dort fleißig posiert und Fotos geschossen. Im Nachhinein weiß ich gar nicht, ob das überhaupt so cool war. Die geschlossene Botschaft wird seit kurzer Zeit als Museum genutzt, das den Titel „Museum-Garden of Anti-Arrogance“ trägt – ob es wohl Zufall ist, dass der Umbau zum Museum mit der Wahl Trumps zum Präsidenten der USA zusammenfällt?! Ich denke nicht. Wir haben das Museum nicht besichtigt – mir hat es aber schon gereicht, dass im Eingangsbereich ein Plakat steht, das ausgerechnet Obama als Osama bin Laden zeigt und diesen als wahren Terroristen bezeichnet.
Auf unserem Weg um die ehemalige Botschaft wurden wir von einem iranischen Anwalt angesprochen, der uns ungefragt seine Meinung zum Thema aufschwatzen wollte. Fast schon enttäuscht schwirrte er irgendwann ab. Nein, seine Ansichten, es handele sich um das „House of the Devil“, konnten wir nicht teilen. Im Norden Teherans schlenderte ich ein paar Tage zuvor bester Laune über den Tajrish-Basar und stand plötzlich vor einer riesigen, wunderschönen Moschee. Ich fotografierte ein bisschen, wurde ab und an interessiert gefragt, aus welchem Land ich denn komme – und fiel auf einmal aus allen Wolken. Das konnte doch nicht…?!
Doch. Es konnte. Direkt vor der Moschee stand eine riesige Leinwand, auf der Videos abliefen, in denen Iraner protestierten. Darunter in grellem Rot: „Down with USA and Israel“. Während keiner der Moscheebesucher diese Leinwand so wirklich zu beachten schien, stand ich wie angewurzelt da. Ich bezweifle stark, dass die Mehrheit der Iraner, die ich als so freundliches Volk wahrgenommen habe, so denkt. Aber wenn ich mir vorstelle, was passieren würde, wenn jemand in Deutschland „Down with USA and Israel“ an eine Kirche schreiben und öffentlich und legitim propagieren würde…
11. Eine Frau auf dem Fahrrad ist wie ein Affe im Zoo.
In Isfahan wollten wir gerne eine Fahrradtour machen. Wir durften aber nicht, denn unser Hostel hatte schon in der Reservierungsbestätigung geschrieben, dass sie die Fahrräder nur an Männer verleihen würden. Na toll. In unserer Unterkunft in Kaschan prangte dann ebenfalls ein Schild über der Rezeption: Fahrradverleih, 40.000 Rial pro Stunde. Wir fragten mal nach, obwohl wir fast schon davon ausgegangen waren, dass wir als Frauen keins bekommen würden. Und siehe da: Wir durften uns jeweils eins der Herren-Mountainbikes leihen!
Unser kleiner Ausflug hat wirklich Spaß gemacht und ein bisschen Fahrtwind im Gesicht hat mir tatsächlich zumindest im Ansatz das Gefühl von grenzenloser Freiheit zurückgegeben. Gleichzeitig habe ich noch nie so eine witzige und gleichzeitig heikle Fahrradtour erlebt. Wir wurden begafft und angehupt, manch einer fuhr im Schritttempo neben uns her oder schnitt uns mit seinem Motorroller. Komisch. Aber eine Frau auf einem Fahrrad hat der Iran scheinbar noch nicht so häufig gesehen. Ganz zu schweigen von einer blonden Frau, deren Haut den Farbton eines Mozzarellas hat.
Unterwegs musste ich noch ein paar Fotos mit Einheimischen schießen, für unsere Räder hatte sich am anvisierten Ziel unserer Fahrt schnell ein freiwilliger Aufpasser gefunden, weil unsere Schlösser nicht funktionierten und auf dem Rückweg kam es fast zur Massenkarambolage, weil sich die Köpfe der Autofahrer auf der Gegenfahrbahn einheitlich im 90°-Winkel nach links bewegten und niemand mehr auf den Verkehr achtete. Dabei hatte ich doch kurz vorher extra noch wieder mein Kopftuch gerichtet:
12. Hostels und das Preis-Leistungs-Problem
Der Tourismus im Iran boomt. Als wir zwei Tage vor Ankunft in Schiras eine Unterkunft buchen wollten, bekamen wir nur noch Absagen. Alles voll. Wir stiegen spontan auf Couchsurfing um und selbst dort erwarteten unsere Gastgeber, dass wir für die Übernachtung zahlen würden. Mit Couchsurfing hatte das nichts mehr zu tun, aber immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf. Entlang der typischen Touristenroute ist es gar nicht so einfach, eine verfügbare Unterkunft zu finden. Wie mir ein Iraner auf der ITB in Berlin schon gesagt hatte: Es gibt momentan mehr Touristen als Hotels.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Preise gehen durch die Decke. Der Iran hat ein Pro-Kopf-BIP von ca. 5000 US-Dollar – man sollte meinen, das Preisniveau sei dementsprechend günstig. Generell gilt das auch. Für alles, das der Durchschnittsiraner auch benutzt. Und dazu gehören offenbar keine Hotels auf der Touristenroute.
Selbst ein durchgelegenes Bett in einem 10er-Schlafsaal ist nur schwer für unter 12 Euro zu bekommen, in Yazd haben wir in einem der Top-Hostels beispielsweise 30 Euro für ein Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad bezahlt, das aus einem Kellerraum und zwei dünnen Matratzen (wir haben quasi auf dem Boden geschlafen) bestand und weder Tür noch Fenster hatte. Hinzu kommt, dass die Preise meist in US-Dollar angegeben werden, die aber natürlich niemand bei sich trägt, schließlich kommen fast alle Touristen aus Europa. Auf diese Weise wird dann beim Bezahlen meist noch ein Umrechnungskurs jenseits von Gut und Böse an den Tag gelegt, sodass du locker mit 3 Euro mehr pro Nacht rechnen kannst.
13. Wilde Partyexzesse? Geht alles!
Wer noch denkt, die Iraner wüssten nicht, wie man eine Party feiert, der ist aber ganz, ganz falsch gewickelt. Obwohl Alkohol natürlich offiziell verboten ist, kennt jeder irgendjemanden, der irgendwas Selbstgebranntes besorgen kann. Gleiches gilt für Marihuana, Opium und eine ganze Menge anderer Drogen. Natürlich ist es irgendwie komisch, dass es im ganzen Land keine Bars oder Clubs und damit absolut gar kein Nachtleben gibt. Die Iraner wissen sich aber mit exzessiven Hauspartys und dem Umfunktionieren von verlassenen Gebäuden zu Techno-Clubs zu helfen. Vor allem wenn man die großen Städte verlässt und sich auf den Weg in die Berge macht, gibt es so einige kleine Dörfer, in denen fleißig konsumiert und gefeiert wird. Chefchaouen lässt grüßen.
Wusstest du eigentlich, dass der Iran mehr Weinanbaufläche hat als Italien? Offiziell werden dort allerdings nur die Trauben für Säfte angebaut, die fertigen Früchte werden dann im Ausland zu Wein verarbeitet. Nachdem ich auf dem Reisebloggertreffen in Travemünde eine Flasche guten Shiraz gewonnen habe, weiß ich davon. Es verwundert also wenig, dass ausgerechnet in Schiraz, der iranischen Stadt der Dichter und Denker, überall im stillen Kämmerlein am Weinglas genippt wird.
14. Lächeln, nicken, fragend gucken, nix verstehen
Ich will gar nicht wissen, wie oft ich leicht verloren irgendwo stand und nicht wusste, was ich machen sollte, wenn ein Iraner mich unaufhörlich zutextete und ich mit Händen, Füßen und einem zaghaften „Na farsi… Englisi?“ versuchte, ihm beizubringen, dass ich nichts von alledem verstand. Machen wir es kurz: Selbst in den großen Städten ist es echt schwer, jemanden zu finden, der (verständliches) Englisch spricht.
Dadurch, dass ich ja recht viele Sprachen spreche, bin ich es bisher irgendwie gewohnt, mich immer überall recht gut verständigen zu können. Im Iran sah das aber mehr als mau aus. Mir hat der kleine Sprachführer in meinem Reiseführer des Öfteren aus der Patsche geholfen: Ich kann dir nur empfehlen, die Zahlen vorweg zu lernen. Hallo, danke, bitte, tschüss und „Das Essen schmeckt lecker“ zaubern den Iranern auch ein Lächeln ins Gesicht und sind schnell verinnerlicht.
15. VPN? Na klar! WLAN? Nö.
Im Vorfeld hatte ich mich um nix gekümmert. VPN? Ach was. Geht wohl auch mal ohne Facebook und dem ganzen Schrott, der meist sowieso nur meine wertvolle Lebenszeit stiehlt. Als wir unsere SOS-Unterkunft auf Couchsurfing besorgen mussten, kam ich dann aber nicht mehr drum herum. Mal schnell im Play Store geschaut, auf gut Glück irgendeine VPN-App runtergeladen – läuft. Schon komisch, dass das halbe Internet gesperrt ist (sodass man es echt nicht mehr als solches nutzen kann), man aber innerhalb von 10 Sekunden etwas runterladen kann, das die ganze Problematik umgeht. So machen es alle und die Zensur ist irgendwie witzlos, zumal selbst Präsident Rohani fleißig twittert.
Trotzdem: Außerhalb des eigenen Hotels sieht es mit WLAN zappenduster aus und ich würde nie wieder durch den Iran reisen ohne mir direkt bei Ankunft eine iranische SIM-Karte zu besorgen. Selbst in den großen Städten lässt sich nahezu nirgends ein „Free WIFI“ finden und wenn man es irgendwo sieht, hat das Café aber irgendwie trotzdem keins. Und in Restaurants und Hotelbars wurde unsere Frage, ob wir bitte kurz deren Internet nutzen könnten, grundsätzlich verneint. Die Iraner und selbst die meisten Unterkünfte kommunizieren extrem viel über WhatsApp und Telegram – funktionierendes Internet hätte uns in vielen Fällen viel Zeit und Nerven erspart.
16. „Wie, das kostet auch schon wieder Eintritt?“
Dass es woanders so etwas wie ein Gleichbehandlungsgesetz nicht gibt, ist für mich nichts Neues. Auch aus anderen Ländern wie Thailand kenne ich es schon, dass offizielle Eintrittspreise für ausländische Touristen deutlich höher sind als für die Einheimischen. Kann ich nachvollziehen und ist meiner Meinung nach auch völlig in Ordnung. Allerdings scheint sich das in den letzten Jahren im Iran ziemlich verändert zu haben, denn wenn man etwas vom Land sehen möchte, muss man oft ganz schön tief in die Tasche greifen.
Während in meinem Reiseführer von 2015 Eintrittsgelder (vermutlich wegen des damals niedrigen Preises) gar nicht erst erwähnt wurden, musste ich feststellen, dass man für so circa jeden Point of Interest 2-5 Euro zahlen muss, wodurch man schon allein am Imam-Platz in Isfahan locker 20 Euro durchbringen könnte.
17. Zäune für die gesellschaftliche Ordnung
Ganz ehrlich? Es fühlt sich schon echt komisch an, wenn auf einmal alles nach Geschlechtern getrennt ist. Wenn man am Flughafen in Teheran wie selbstverständlich zur Sicherheitskontrolle geht und dort darauf hingewiesen wird, dass man den kleinen, separaten Eingang für Frauen nehmen muss. Wenn man kein Fahrrad ausleihen darf, weil man Brüste hat. Wenn man sich irgendwie schon ziemlich beobachtet fühlt, weil man keinen Tschador trägt, während die Männer im T-Shirt vorbeilaufen.
Der Knaller: In den Bussen steht mittendrin ein Zaun, der Männer und Frauen trennt, damit man sich bloß nicht zu nahe kommt. Ja, ich habe vorher gewusst, worauf ich mich mit einer Reise in den Iran einlasse und ich bereue es keineswegs, denn die Reise war richtig toll. Ich fand es auch gar nicht sonderlich schlimm. Aber ein komisches Gefühl ist es trotzdem, die bei uns selbstverständliche Emanzipation für ein paar Wochen gänzlich abzulegen.
18. Ich habe mich selten so sicher gefühlt!
Und das meine ich absolut ernst! Vielleicht kannst du dir vorstellen, wie die Reaktionen in meiner Familie und im Freundeskreis waren, als ich von meinen neuesten Reiseplänen berichtet habe. Reaktionsmöglichkeit 1: „Da ist Krieg! Bist du bescheuert? Ah. Ach so. Iran ist nicht Irak. Verstehe.“ – Reaktionsmöglichkeit 2: „Da unten ist doch alles gleich gefährlich!“ – Nein! Das stimmt einfach nicht. Der Iran ist ein verdammt sicheres Reiseland. Klar, die geographische Lage zwischen der Türkei, Syrien, dem Irak, Afghanistan, Pakistan etc. ist ziemlich suboptimal, wenn man es anderen Leuten auf der Karte zeigt. Aber sofern man sich aus den Grenzregionen fernhält, würde ich sogar behaupten, dass es im Iran sicherer ist als in Europa.
In zweieinhalb Wochen habe ich nicht eine einzige Prügelei gesehen. Nicht einmal einen lautstarken Streit. Ich hatte selten so wenig Angst um meine Wertsachen und absolut kein mulmiges Gefühl, auch nach Sonnenuntergang durch die Straßen zu schlendern. Im Gegenteil: Sobald ich mal irgendwo fragend in der Gegend stand, hat es keine Minute gedauert, bis mich irgendjemand angesprochen hat, um mir zu helfen. Wenn du dir überhaupt wegen irgendetwas Sorgen machen musst: Nimm den Straßenverkehr, das ist der einzige Punkt, der mir spontan einfällt. Aber auch daran gewöhnt man sich schnell, wenn man dem Motto „Gucken. Beten. Rennen“ folgt, haha.
19. Der Iran im Umbruch – Auf zum Massentourismus!
Du kennst sicher auch jemanden, der immer gerne erzählt, dass Bali vor 30 Jahren noch ganz anders war. Vermutlich werde ich in 30 Jahren zu denen gehören, die erzählen können, dass der Iran mal ganz anders war. Wie immer, wenn der Tourismus irgendwo Einzug hält, dauert es nicht lange, bis sich rumgesprochen hat, dass man mit Touristen gutes Geld machen kann. Das musste ich schmerzlich feststellen, denn die ersten Auswirkungen davon kann man im Iran bereits sehen.
Dass über Couchsurfing vermehrt Übernachtungsgeld gefordert wird, dass einige Taxifahrer einen bei jeder Gelegenheit übers Ohr hauen wollen und Fahrten in die Wüste zur Massenabfertigung werden. Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch im Iran nicht mehr in Ruhe über den Basar schlendern kann, sondern wie in Marrakesch an jeder Ecke zu einem Kauf gedrängt wird. Zumindest wenn du die Touristenroute mit ihren wunderschönen Sehenswürdigkeiten abklappern willst, würde ich dir empfehlen, nicht mehr allzu lange zu warten. Ich persönlich würde mich bei einer erneuten Reise in den Iran eher an entlegenere Städte halten – unsere Abstecher nach Ghalat und Varzaneh waren die besten!
20. Iraner und Deutsche sind gar nicht so verschieden
…also, abgesehen von der ein oder anderen Kleinigkeit, die ich im Vorfeld angeführt habe, haha. Nein, aber ganz ehrlich: Hier geht es ja nur um meine ersten Eindrücke. Die Eindrücke, dir mir zugeflogen sind, als ich durch die Straßen gegangen bin, und die durch den krassen Unterschied zwischen Deutschland und dem Iran direkt ins Auge fallen. Das beruht aber zum großen Teil nur auf der iranischen Politik, denn die oftmals extrem liebenswerten Menschen stehen in einem ziemlichen Kontrast dazu.
Wenn man das ganze Drumherum mal ausblendet und den Blick nur auf die Menschen an sich richtet, wird einem das schnell bewusst. Ich beobachte meine Umwelt ja gerne. Und ich liebe es zu sehen, wie auch außerhalb meines gewohnten Umfelds kleine Kinder Tobsuchtsanfälle bekommen und sich heulend und strampelnd auf den Boden schmeißen. Wie Frauen in der U-Bahn wegdösen und ihren Ausstieg verpassen. Wie stolze Papas ihren kleinen Prinzessinnen die Welt erklären. Oder zumindest erstmal die Ente, die sie gerade füttern. Hach ja. Ich liebe diese Fremde. Die eigentlich oft gar nicht so fremd ist.
Alle Infos, die du für deine Reise in den Iran brauchst, findest du hier: FAQ Reiseplanung Iran: Alle wichtigen Infos zu Visum, Währung, Transport und Co. für deine Reise
Warst du auch schon mal im Iran? Was sind deine Eindrücke?
Dir hat der Artikel gefallen? Dann sei doch so nett und teile ihn 🙂
Wahnsinn!
Ein wirklich großartiger Bericht Caro.
Du hast so anschaulich vom Iran erzählt, dass ich oft das Gefühl hatte, ich sei selbst dort.
Die Fotos sind fantastisch ♥.
Du nimmst jeder Frau die Angst, dieses Land zu besuchen und räumst bei vielen Vorurteilen auf. Das finde ich toll.
Ich freue mich schon sehr auf die anderen Berichte.
Liebe Grüße
Denise
Liebe Denise,
vielen Dank für dein Lob – freut mich sehr, dass dir der Artikel so gut gefallen hat 🙂
Schöne Grüße,
Caro
Sehr, sehr spannend zu lesen! Ich freue mich auf mehr. Das mit dem Verkehr ist auch immer mein einziges Argument, wenn jemand behauptet Marokko sei gefährlich 😀
Liebe Grüße,
Lynn
Liebe Lynn,
schön, dass dir der Artikel gefallen hat 🙂
Ja, die Diskussion über die Sicherheit in Marokko hatte ich ja auch schon oft. Aber ich steigere mich offenbar, wenn es darum geht, mein Umfeld zu „schocken“ 😀
Viele Grüße,
Caro
Genial liebe Caro!😊 Vor allem bei dem Punkt mit dem Fahrrad musste ich lachen. Dein Bericht macht noch mehr Lust auf das Land.
Liebe Grüße
Sara
Liebe Sara,
das ist gut – ich hatte selbst kurz überlegt, ob er an mancher Stelle nicht eher etwas abschreckend wirkt… aber ich denke, einen echten Abenteurer hält das alles nicht davon ab, sich dieses spannende Land aus nächster Nähe anzuschauen 🙂
Schöne Grüße,
Caro
Sehr sehr cooler und toller Artikel! Mein Freund und sein Kumpel waren 2015 im Iran mit einer Ente aka 2CV und waren der Hit! 🙂 sie haben mir ähnliche Dinge erzählt wie du erlebt hast nur halt in Männer Version 😀 deswegen fand ich es toll deine Frauen Sicht zu lesen!
Liebe Grüße
Jasmin
Hey Jasmin,
haha, die Männerversion ist sicher ein bisschen entspannter 😀
Nein, ganz ehrlich: Klar hat man es als Mann leichter und muss sich als Frau doch schon etwas umgewöhnen – aber das sollte keine Reisende davon abhalten, dem Iran eine Chance zu geben 🙂
Schöne Grüße,
Caro
Hallo!
Sehr schöner Bericht, der die Vorfreude weiter anheizt und mich bestätigt die richtige Entscheidung getroffen zu haben. In ein paar Wochen geht es für mich los in den Iran.
Liebe Grüße
Sabrina
Hey Sabrina,
cool, dann wünsche ich dir schon mal viel Spaß – halt uns mal auf dem Laufenden, wie du es im Iran empfindest 🙂
Schöne Grüße & safe travels,
Caro
Hey, endlich ist dein Bericht online! Super echt klasse..! Ich finde deine Eindrücke über das Land sehr gut beschrieben! Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Familie und Freunde eine etwas andere Vorstellung über das Land haben.. würde bei uns nicht anders sein!
Ich war zudem auch echt erstaunt das der Iran bei der diesjährigen ITB eine ganze Halle gemietet haben. Das kann ja nur gut sein 🙂
Ich wünsche dir weiterhin viele tolle Reisen!
Liebe Grüße
Saskia
http://www.madlovelyworld.com
Hey Saskia,
darüber habe ich auf der ITB auch schon gestaunt 😀
Und Familie und Freunden konnte ich hoffentlich mal langsam den Zahn ziehen, dass ich grundsätzlich nur in gefährliche Gebiete reise – hey, ganz ehrlich: Paris war definitiv ein heißeres Pflaster… 😉
Schöne Grüße,
Caro
Ein wirklich toller Artikel 😉 der Lust auf’s Reisen und das Entdecken fremder Kulturen macht! Vom Iran als Reiseland hatte ich bis jetzt noch gar nie gehört… aber dein Bericht weckt Neugierde darauf 🙂
Nur mit der Geschlechtertrennung und dem Sprachproblem mitten in Nirgendwo würde ich warscheinlich nicht sogut klarkommen…
Toll geschrieben und wunderbar interessant! Ich freu mich schon auf mehr,
Alles liebe aus der verregneten Steiermark,
Vanessa von http://www.dancing-on-clouds.at
Hey Vanessa,
ach was, man gewöhnt sich an alles 🙂
Ich bin eigentlich immer etwas mehr im Männerlager verankert als unter Frauen und kriege die Krise, wenn mich hier in Deutschland jemand als Blondchen abstempelt – aber ich muss sagen, dass das im Iran immer gut lief und ich trotz Geschlechtertrennung sehr respektvoll behandelt wurde 😉
Schöne Grüße,
Caro
Hallo Caro,
ein wirklich toller und auch differenzierter Bericht. Du beschreibst, was du erlebt hast und nimmst kein Blatt vor den Mund- echt klasse. Außerdem bewundere ich dich und beneide dich um den Mut zu dieser Reise. Obwohl ich mich als Politologin seit vielen Jahren mit dem Iran beschäftige bin ich noch nie dort gewesen.
Liebe Grüße Anja
Liebe Anja,
na los, trau dich – der Iran wartet schon 😉
In den Köpfen ist das irgendwie noch so verankert, dass man für eine Reise in den Iran mehr Mut braucht als für eine andere. Ich würde sagen, man muss nur etwas flexibler sein und in manchen Situationen mit einer gewissen Unsicherheit (bezüglich Unterkunft und Informationsbeschaffung) leben können 🙂
Schöne Grüße,
Caro
Der Artikel ist SUPER <3
Ich war ja selbst vor 3 Jahren im Iran und ich es hat sich anscheinend schon einiges geändert. Touristen auf Fahrrädern gab es damals in jedem Fall noch nicht 😉
Damals habe ich für keine Unterkunft mehr als 300,000 Rial bezahlt, also unter 8€. Echt krass!
Dass Couchsurfing Hosts jetzt Geld verlangen ist für mich ein Schlag ins Gesicht. Das ist nirgendwo auf der Welt akzeptabel. Hat denn das niemand in den Referenzen erwähnt?
Die Anti-USA-Israel-Proteste sind Teil der Propaganda-Maschinerie und werden auch regelmäßig im Fernsehen gezeigt. Man munkelt, die Demonstranten würden dafür bezahlt, weil sich niemand vorstellen kann, wer da freiwillig hingeht 😉 dennoch ist es in meinen Augen sehr verständlich, dass die Iraner nicht gut auf die Politik der USA zu sprechen sind, nach allem, was die CIA bzw. Mossad im Iran angestellt haben (siehe den Fall Mossadegh, die Ermordung von Atom-Wissenschaftlern…) und erst recht nach dem unfairen Einreiseverbot, das Trump verhängt hat.
LG Steffi
Hey Steffi 🙂
Das freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt – ich lese bei dir ja so gerne auf dem Blog, da bin ich über dein Lob ganz besonders happy 😉
Was Couchsurfing angeht: Das machen natürlich nicht alle! Aber: Einige haben die Seite scheinbar als Airbnb-Alternative entdeckt, weil Airbnb ja im Iran aus bezahltechnischen Gründen nicht funktioniert. Fairerweise muss ich sagen, dass die Kosten direkt in der ersten Nachricht genannt wurden und wir einfach nur froh waren, so spontan noch etwas gefunden zu haben.
Wobei die Leute da auch clever sind: Es wird behauptet, man habe keinen Platz oder keine Zeit, verweist die Gäste dann aber zu einem Verwandten/Bekannten, der quasi „Homestay“ anbietet – so war es bei uns und das haben wir auch von anderen Reisenden gehört. Aber wie gesagt, wir hatten auch „normale“ Couchsurfing-Erlebnisse 🙂
Dass viele Iraner nicht gut auf die USA zu sprechen sind, kann ich absolut nachvollziehen. Mir war es einfach nur etwas zu krass, so etwas an einer Moschee zu sehen und Obama zum Terroristen zu photoshoppen :/
Aber wie gesagt: Ich bilde mir da kein abschließendes Urteil drüber, dafür bin ich beim besten Willen nicht qualifiziert 😉
Schöne Grüße,
Caro
Hallo Caro,
ich fand es echt spannend von deinen Eindrücken zu lesen, besonders da der Iran ja noch nicht so touristisch ist und ich kaum etwas über das Land weiß ist das super interessant
Liebe Grüße
Hey Melli 🙂
Freut mich, dass dich der Text inspirieren konnte!
Schöne Grüße,
Caro
Klasse Bericht! Der Iran steht auch schon länger auf unserer Wunschliste. Aber das Thema Frauenrechte hindert mich irgendwie, denn wir reisen als Familie und ich bin nicht sicher, ob meine Töchter das witzig finden, wenn sie mal eben zu Menschen zweiter Klasse werden müssen, weil das eben Landessitte ist… Hast du Erfahrungen gemacht, wie Familien im Iran behandelt werden? Müssen die auch getrennt überall hingehen?
LG
Jenny
Hey Jenny,
wie alt sind deine Töchter denn?
Im Iran waren viele Familien unterwegs, bei denen die Töchter dann eigentlich immer gleichbehandelt wurden 😉
Kopftuch, Kleiderordnung etc. gelten scheinbar erst ab einem gewissen Alter, U10 (schätzungsweise) läuft meist in kurzer Hose, T-Shirt und so weiter rum – egal, welches Geschlecht und egal, ob Iraner oder Touristen 🙂
Die Sicherheitskontrollen am Flughafen sind trotzdem getrennt, in den öffentlichen Verkehrsmitteln kann man auch zusammensitzen – dann allerdings im Männerbereich, nicht im Frauenabteil 😉
Schöne Grüße,
Caro
He Carolin =).
Ein schöner Bericht. Neulich habe ich mir einen Vortrag angehört von jemandem, der von Freiberg bis nach Vietnam mit dem Fahrrad gefahren ist.
Ich kann mich jedenfalls auch noch an den Kommentar erinnern, dass die Iraner sehr gastfreundlich sind.
Ich bin überrascht davon, dass so viele Touristen in den Iran reisen, das ist mir neu.
VG, Paul
Hey Paul,
ich glaube, es ist auch schwer, dass das mit der Gastfreundlichkeit nicht der erste Eindruck im Iran ist 😉
Oh doch, der Iran boomt extrem – gibt mittlerweile endlose Möglichkeiten für Gruppen- und Individualreisen 🙂
Schöne Grüße,
Caro
Der Artikel ist soooo interessant. Wow! Ich bin immer hin und her gerissen, wenn es darum geht, in ein muslimisches Land zu reisen… Die Einschränkung und die großen Unterschiede in unseren Kulturen wirken schon sehr abschreckend. Andererseits gibt es Artikel, wie dieser, der schon sehr neugierig machen auf diese fremde Kultur.
Jedenfalls werde ich mir den Urlaub nächstes Jahr nochmal durch den Kopf gehen lassen und vielleicht doch umplanen 😉
Liebe Grüße
Maria
Hey Maria,
das solltest du dir wirklich überlegen, denn die Reise war unglaublich spannend 🙂
Ich war ja 2015 bereits zweimal in Marokko und insgesamt betrachtet kann ich bisher nur sagen, dass man vor muslimischen Ländern nicht zurückschrecken sollte. Klar, einiges ist anders und man muss sich darauf einstellen – aber es lohnt sich!
Schöne Grüße,
Caro
Ich mag deinen Reisebericht, weil er so ausführlich ist und deine Sicht der Dinge beschreibt – genau solche Blogbeiträge liebe ich, genau das sind die Vorteile eines Blogs. 🙂
Ich will auch unbedingt in den Iran. Ich habe auch eine Freundin mit iranischen Wurzeln, die schon etliches erzählt hat.
Aber gerade was die Ungleichheit zw. Mann und Frau angeht, weiß ich nicht, ob ich damit klar kommen würde. Ich hätte keine Lust im Bus ins Frauenabteil einzusteigen. Gegen ein lockeres Tuch aufm Kopf hätte ich nichts, aber diese Geschlechtertrennung würde mich übelst stören. Wegen Sicherheit mache ich jedoch keine Sorgen. Wenn meine Eltern wüssten, wie viele Leichen bei uns in der Gegend (Leipzig) gefunden werden, dann könnten sie nicht mehr schlafen. Hier ist es auch nicht sicherer als anderswo.
Und es war ja klar, dass spätestens, wenn der Tourismus boomt auch der Kapitalismus Einzug hält. Touristen sind halt für manche Leute nur Dollarnoten auf 2 Beinen, was ja in dem Fall nicht dramatisch ist, weil deutsche Touristen ja in der Regel genug Geld haben und es auch bezahlen können.
LG Myriam
Hey Myriam,
freut mich sehr, dass dir der Text gefällt 🙂
„Dollarnoten auf 2 Beinen“ – guter Vergleich 😀 Naja, dramatisch ist es sicher nicht, aber ich finde es immer schade, wenn es kippt. Habe es auf Reisen schon oft erlebt, dass man freundlich zu mir war und letztendlich doch nur Geld wollte. Das ist dann doof, gerade wenn man eben auch nur Studentin ist und hart sparen musste 😉
Was die Sicherheit angeht: Das sage ich auch immer wieder! Es kann einem überall etwas passieren – dafür muss man die Nachbarschaft nicht zwingend verlassen.
Schöne Grüße,
Caro
Hach Iran! <3 Ich bin gerade auf der Suche nach meinen nächsten Reisezielen und Iran ist auch unter den Top 3 – ich bin gespannt was es wird! Dir jedenfalls herzlichen Dank für die ausführliche Berichterstattung! 😉
LG Miriam
Hey Miriam,
cool, welche Länder stehen denn noch in der Top 3? 😉
Schöne Grüße,
Caro
Hallo Caro.
Ich habe deinen Blog mit gemischten Gefühlen gelesen.
Auf der einen Seite freue ich mich natürlich, dass dir der Iran im Großen und Ganzen doch zugesagt hat, aber bin teilweise sehr schockiert über deine Denkansätze.
Ich habe Verbindungen in diese Kultur und vor allem auch einige Freunde.
Die Dinge die du beschreibst, zeigen mir, dass du in so einer Kultur vielleicht einfach nichts „verloren“ hast (Es ist natürlich trotzdem schön, dass du sie kennenlernen wolltest).
Es wichtig mit diesen Menschen umgehen zu können. Das Ehrgefühl spielt eine große Rolle und allein damit lassen sich viele Dinge zum besseren Drehen (Überteuerte Preise bei Taxifahrern z.B). Viele meinen das auch nicht böse, es ist einfach in dieser Kultur verankert.
Du findest es schade, dass der Tourismus so überhand nimmt? Dann schreib keine Blog-Artikel drüber. Ich hatte auch schon eine wundervolle Zeit im Iran, aber niemals würde es mir einfallen meine „Geheimtipps“ öffentlich weiter zu geben. Denn bald sind es keine mehr und alles verkommt zu einem ekelhaften Touristik-Einheitsbrei. Manchmal muss man sein Mitteilungsbedürfnis einfach unter Kontrolle halten.
Du willst deine emanzipatorische Seite ausleben und Nachtclubs durchstreifen? Dann flieg doch wieder nach Thailand und mach das dort, zusammen mit den anderen „Individualreisenden“.
Du bist schockiert über das Bild der USA, welches dort gezeichnet wird?
Nun, ich muss einer meiner Vorgänger hier zustimmen – Die USA hat dort viel Elend angerichtet, wer will ihnen dieses Denken verübeln? (Auch wenn es nicht alle dort so sehen natürlich – wie du schon schriebst).
Ich finde es grässlich, „unsere“ Maßstäbe und Werte, an so eine fremde Kultur wie dem Iran anzulegen. Denn so paradiesisch wie hier alles scheint, mit dieser Gesetzgebung ist es bei weitem nicht. Hier sitzt die Fäule im Kern, was schlimmer ist, als wenn es nach außen sichtbar wäre.
Du wirst es vermutlich schon herauslesen, für wessen Seite mein Herz schlägt, aber ich stehe dazu. Als „Freigeist & Querdenkerin“, bist du ja vielleicht sogar offen dafür diese Sichtweisen zu verstehen, anstatt sie in deine Wertevorstellungen zu übersetzen.
LG
Hallo Yordanov,
ich bin auch gerade schockiert, denn ich frage mich, wie man meinen Text so sehr falsch lesen bzw. einiges hinzudichten kann, was da gar nicht steht?! Der Iran hat mir nicht „im Großen und Ganzen zugesagt“, nein. Im Gegenteil, ich war ziemlich begeistert! Und ich habe auch nirgends irgendwas in meine Wertevorstellungen übersetzt, sondern lediglich meine ersten Eindrücke beschrieben. Eindrücke, die einem halt ins Auge springen, wenn man etwas anders gewöhnt ist. Warum? Um anderen, die mit ähnlichen Ausgangsvoraussetzungen in den Iran reisen (wollen), ein möglichst realistisches Bild zu vermitteln.
Auf diesem Blog geht es weder um Politik noch um Geschichte – und da du meinen Text ja scheinbar so sorgfältig gelesen hast, wirst du sicher wissen, dass ich sagte, ich möchte mir gar keine abschließende Meinung zu der Iran-USA-Debatte erlauben. Aber gut, ich will deine Punkte mal gerade klarstellen:
1) Zu dem Ehrgefühl habe ich überhaupt nichts geschrieben. Genauso wenig habe ich gejammert, dass man abgezockt wird. Eigentlich geht es in mehreren Abschnitten sogar um die grenzenlose Gastfreundlichkeit der Iraner… Aber danke, dass du scheinbar weißt, dass ICH keine Ahnung von anderen Kulturen habe, DU aber die Weisheit mit Löffeln gefressen hast.
2) „Seinen Mitteilungsdrang unter Kontrolle zu halten“ ist meiner Meinung nach etwas zu kurz gedacht. Es spricht meines Erachtens nach nichts gegen einen nachhaltigen und respektvollen Tourismus. Und dafür braucht es Leute, die ein authentisches Bild vermitteln. Ich beschönige hier nichts, bearbeite keine Fotos und teile auch keine bunten Bildchen auf Instagram, die die Realität verzerren. Der „ekelhafte Touristik-Einheitsbrei“ liegt wohl eher tiefer als in einem simplen Blogartikel – hier könnte man bei Stichworten wie Globalisierung und weltweiten Machtkämpfen beginnen…
3) Wann sagte ich, dass ich meine emanzipatorische Seite ausleben will? Ich war mir durchaus bewusst, dass das im Iran nicht funktioniert. Aber trotzdem wird es mir wohl zustehen zu sagen, wie ich mich als Frau dabei gefühlt habe. Das wirst du als Mann ja scheinbar nicht nachvollziehen können und dein Seitenhieb an die „Individualreisenden in Thailand“ lässt auf ganz schön viel Intoleranz schließen, obwohl du mich hier ja gerade belehren wolltest.