Es gibt gewisse Fragen, die werden unter Reisenden und Reisebloggern quasi konstant diskutiert – die Frage, ob man für seine Reiseplanung ganz klassisch auf einen Guide aus Papier zurückgreifen sollte, ist definitiv eine davon. Ich gebe also auch einfach mal meinen Senf dazu und verrate dir, wann, wofür und wieso ich nach wie vor Reiseführer aus der Buchhandlung kaufe, obwohl es mittlerweile alle notwendigen Infos frei im Internet oder in eBooks gibt.

Ich könnte jetzt ganz besonders weit ausholen und ein riesiges Essay schreiben. Das Problem ist: Du würdest mir und meinem Wirrwarr vermutlich nicht folgen können und wir würden nach ein paar Absätzen bereits bei gesellschaftskritischen Gedanken angelangt sein bzw. über Sinn und Unsinn des technischen Fortschritts diskutieren. Mache ich immer gerne – soll aber heute ausnahmsweise mal nicht zur Debatte stehen, denn eigentlich möchte ich dir nur zeigen, wieso es sich immer noch lohnt, ein bisschen Geld in einen Reiseführer zu investieren. Vorhang also auf für mein Plädoyer.

Warum sich der Kauf eines Reiseführers lohnt

Kein eBook oder Blogartikel kann ein echtes Buch ersetzen. Nenn mich altmodisch, aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben, mich mit eReadern anzufreunden. Ich habe auf dem Smartphone gelesen, hatte ein iPad und einen Kindle. Doof fand ich alles. Bücher haben einfach diesen Duft von Papier und ich liebe das Gefühl, selbst eine Seite umzublättern. Mit Kugelschreiber, Textmarker und Post-It’s macht es mir deutlich mehr Spaß zu arbeiten als mit digitalen Notizen – schneller geht es auch oft. Nicht zu vergessen: Wegen Diebstahl oder Schäden muss man sich keinerlei Sorgen machen.

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Alles auf einen Blick. Wenn du einen Reiseführer hast, erspart dir das viel Zeit. Ich selbst suche immer zuerst auf unserer Reiseplattform Reise2PunktNull und wälze zeitgleich einen Reiseführer, denn damit habe ich bereits alles, was für mich relevant ist, zusammen. Hinter jedem Reiseführer steckt extrem viel Recherchearbeit und ehrlich gesagt habe ich einfach keine Zeit (und auch keine Lust), mir jede noch so kleine Info eigenständig aus dem Internet zu picken und bin froh, dass das schon jemand für mich übernommen hat. Das sind dann in meinem Fall weniger die Geheimtipps, sondern insbesondere Infos zum Klima, zur Einreise, zur Kultur und so weiter.

Vorfreude ganz entspannt genießen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich stresst das Internet häufig. An manchen Tagen suche ich ganz gezielt nach bestimmten Infos, dann ist das World Wide Web super. Aber oftmals möchte ich mich auch einfach nur mit ein bisschen Hintergrundmusik oder bei totaler Stille aufs Sofa oder draußen in die Sonne legen und kann Ablenkungen absolut nicht gebrauchen. Bücher sind so viel meditativer als technische Geräte und mir persönlich fällt es viel leichter, mich direkt an mein Reiseziel zu träumen, wenn ich das ganz entspannt mit einem Buch in der Hand machen kann.

Wann und wofür ich Reiseführer benutze

Erste Impressionen nach der Entscheidung für ein Reiseziel. Wie du mittlerweile sicher schon weißt, bin ich ja ein Verfechter von Slow Travel. Das heißt, ich mache mir keine endlose Liste mit Sachen, die ich an Tag A, Tag B und so weiter abarbeiten muss. Viel lieber lasse ich mich vor Ort einfach treiben. Trotzdem berieselt mich vor fast jedem Trip ein Reiseführer und ich schaffe mir einen groben Überblick über die Destination: Wo im Land finde ich Berge, Strände, Wasserfälle? Welche kulturellen Highlights interessieren mich am meisten? Wo gibt es Szene-Viertel? Und, und, und.

Grundlegende Infos zur Destination. Meist schnappe ich mir einfach meinen minimalistischen Rucksack und steige ins Verkehrsmittel meiner Wahl. Insbesondere wenn ich aber beispielsweise zu einer richtig ätzenden Zeit lande, schaue ich im Vorfeld schon mal, wie ich denn wohl vom Flughafen zur Unterkunft komme. Generell gibt es einige Dinge, die ich vor jeder Reise nachschlage. Ich schätze beispielsweise anhand der Klimatabellen das Wetter ab, lerne schon mal die hiesigen Wörter für „Hallo“, „Tschüss“ und „Danke“ und informiere mich über das Preisniveau und die grob zu erwartenden Kosten.

Übersichtliches Kartenmaterial. Meine Reiseführer sind häufig ein ziemliches Schlachtfeld. Bewaffnet mit Kugelschreiber und Textmarkern mache ich mich über jede einzelne Seite her, die für mich von Interesse ist. Noch schlimmer sieht das vorhandene Kartenmaterial aus, denn dort wird einfach mal alles mit einem Kringel versehen, was meinem Herzen einen Hüpfer entlockt. So behalte ich den Überblick und kann in meinem Kopf schon einmal eine grobe Route festlegen – ganz egal, dass ich die hinterher meist sowieso wieder über den Haufen werfe.

Spontan mal schauen, was so abgeht. Dadurch, dass ich mich am liebsten treiben lasse, gibt es ziemlich viele „Lücken“ auf meinem Reiseplan und die meisten Dinge passieren spontan. So habe ich Zeit, mich zum Beispiel auf Einladungen von Einheimischen einzulassen oder mich schnell ein paar anderen Reisenden anzuschließen. Trotzdem gibt es dann auch immer mal Momente, in denen ich Leerlauf habe, den ich mit irgendetwas füllen möchte. Auch dafür nutze ich dann gerne mein Büchlein und schaue einfach mal, was in meiner Umgebung so los ist. Klingt vielleicht komisch, aber: Wenn ich unterwegs bin, verzichte ich nach Möglichkeit am liebsten aufs Internet. Geht denke ich vielen so, die beruflich ständig am Computer hängen. Und dank Reiseführer bin ich ganz einfach offline ausreichend informiert.

Welchen Reiseführer soll ich kaufen?

Da sich die meisten Reiseführer in einem ähnlichen Preissegment befinden, ist das für mich kein Kriterium. Ob das Buch nun 5 € mehr oder weniger kostet, ist dann bei den Gesamtkosten einer Reise irgendwie auch egal – zumal man bei Qualität ja bekanntlich sowieso nicht sparen sollte. Für mich von Interesse sind daher vor allem drei Aspekte:

Wie ausführlich und aktuell ist der Reiseführer? Wie gut wurde recherchiert?
Passen die Informationen und Empfehlungen zu meinem Reisestil?
Ist der Reiseführer optisch nett aufgemacht?

Punkt 1 ist dabei sicher der wichtigste, denn natürlich ist es total nervtötend, wenn die Infos veraltet oder falsch sind. Dennoch solltest du bei der Wahl deines Reiseführers auch unbedingt darauf achten, dass er zu deinem Reiseverhalten passt. Was bringt es dir schließlich, tolle Empfehlungen für 5-Sterne-Resorts zu bekommen, wenn du dir nur ein Hostelbett leisten kannst und/oder willst? Und last, but not least: Das Auge liest natürlich mit. Ein übersichtliches und ansprechendes Design mit Fotos, Info-Boxen etc. ist mir total wichtig, damit das Lesen zum Erlebnis wird und ich gern in dem Buch schmökere.

Meine Reiseführer-Empfehlungen

Natürlich kann man hier nicht zu 100% pauschalisieren. Das liegt einfach daran, dass für jeden Verlag viele, viele Autoren schreiben und die Reiseführer auch nicht immer gleichermaßen aktuell sind. Dementsprechend gibt es eben bei allen Verlagen ein paar qualitative Schwankungen, meist geben aber das Erscheinungsdatum und der Durchschnitt der Amazon-Bewertungen gute Richtwerte. Zum Ende dieses Artikels möchte ich dir noch verraten, welche Reiseführer meist in meinem Rucksack landen.

  • Trescher Verlag: Meine erste Anlaufstelle – wenn der Trescher Verlag mein anvisiertes Reiseziel im Programm hat, greife ich meist auf diesen Verlag zurück. Die Reiseführer enthalten alles, was ich brauche (siehe oben) und haben ein tolles Design. Nenn mich pingelig oder was auch immer, aber ja, ich muss gestehen, dass mir Schrift, Formatierung und Co. ziemlich wichtig sind. Beim Trescher Verlag passt einfach alles, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Außerdem gefällt mir die persönliche Note, die aus den Texten herauskommt.
  • Michael Müller Verlag: Unglaublich großer (und sehr guter!) Informationsgehalt, weswegen ich mich auf die Reiseführer vom Michael Müller Verlag immer verlassen kann. Sehr ausführlich, in den meisten Ausgaben finden sich auch Empfehlungen für tolle Rundwanderungen und vieles mehr. Einziges Manko: Mir persönlich ist das Design zu schlicht und die Schrift zu klein, was das Lesen (und Markieren) etwas erschwert. Das ist aber wohl der einzige Grund, wieso ich die Bücher vom Trescher Verlag bevorzuge.
  • Lonely Planet: Alle wichtigen Informationen recht komprimiert. Die Lonely Planet-Reiseführer richten sich in erster Linie an Individualreisende mit schmalen Budget, weshalb man als Backpacker ganz gut mit diesem Verlag beraten ist, da es viele Low-Budget-Tipps gibt. Dementsprechend minimalistisch sind die Reiseführer auch: Es gibt kaum Fotos, dafür sind das geringe Gewicht und der biegsame Einband überaus praktisch. Dummerweise schwankt die Qualität der Bücher meiner Meinung nach je nach Reiseziel ziemlich stark, außerdem ist es etwas kontraproduktiv, dass ausgerechnet Reiseführer für Reisende auf Sparkurs verhältnismäßig teuer sind.
  • Stefan Loose Travel Handbücher: Wie auch die Lonely Planet-Reiseführer, sind die Bücher von Stefan Loose recht minimalistisch gehalten, beinhalten aber eine unglaubliche Fülle an Informationen und extrem nützlichen Tipps. Wenn du also auf Bilder verzichten magst, kann ich diesen Verlag ebenfalls sehr empfehlen, da er sehr umfassende Reiseführer herausgibt. Weniger etwas zum Träumen von zu Hause aus, dafür aber wohl die beste Wahl, wenn man vor Ort jedwede Fragen zur Destination hat.

 

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