Eigentlich hätten wir es uns schon denken können. Als wir im Mai in Thailand waren, kursierten bereits Gerüchte, dass die legendäre Maya Bay im kommenden Monat für Reisende geschlossen werden würde – um der Natur Zeit zu geben, sich vom dauerhaften Massentourismus erholen zu können. Diese angeblich letzte Chance wollten wir also nutzen und buchten in Ao Nang für umgerechnet immerhin 45 € pro Person eine wirklich vielversprechend klingende Tour nach Koh Phi Phi. Unser Besuch am sagenumwobenen Strand hat mich allerdings lediglich darin bestätigt, dass ich in Zukunft nach Möglichkeit nicht einmal mehr Tagestouren buchen werde, sondern lieber die gesamte Planung selbst in die Hand nehme.
Während man es ja schon gewohnt ist, dass die Sache mit der Pünktlichkeit außerhalb von Deutschland nicht immer ganz so genau genommen wird, wurden wir dieses Mal doch sehr überrascht, als unser Shuttle bereits zwanzig Minuten zu früh vor unserem Hotel in Ao Nang stand. Ganz offensichtlich hatte uns die Dame im Reisebüro die falsche Uhrzeit aufgeschrieben. Nachdem wir uns im 7-Eleven noch notdürftig mit Wasser und einem Sandwich eingedeckt hatten, saßen wir auf der Ladefläche des Busses und stellten durchaus verwundert fest, dass wir die einzigen Nicht-Asiaten waren.
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Erkenntnis des Tages: scheiß Idee!
Die Fahrt zum Ablegeplatz unseres Speedboats dauerte nicht lange. Wir reihten uns in hunderte wartende Touristen ein, die fleißig Fotos mit Selfiesticks schossen, die unzähligen Motorboote begutachteten oder sich noch schnell eine wasserdichte Foto-Hülle für ihr überdimensionales Smartphone kauften. Wie praktisch, dass die Dinger hier am Ableger käuflich zu erwerben waren.
Als wir endlich auf das Boot durften, hatte ich schon gar keine Lust mehr. Was auch daran lag, dass wir gezwungen wurden, für den unwahrscheinlichen Fall von „Mann über Bord“ eine Schwimmweste zu tragen. Bei über 30 Grad. Nach den ersten zehn Minuten auf hoher See bekam ich kaum noch Luft und wir entledigten uns unserer Plastik-Gefängnisse, was uns schockierte Blicke sämtlicher asiatischer Reisenden einbrachte.
Unseren ersten Stop auf Bamboo Island fasse ich mal wie folgt zusammen: Wir bekamen freundlicherweise eine halbe Stunde Zeit, um uns die kleine Insel anzuschauen. Nachdem Simon und ich ans Ende des Strandes gelatscht waren, schafften wir es doch auch tatsächlich, zumindest ein Fotomotiv zu finden, das nicht ständig versehentlich durch irgendwen gephotobombt wurde. Und einen Streifen Sand, an dem man sich nicht die Füße an Müll und Scherben zerschnitt.
Auf dem Weg nach Koh Phi Phi Leh
Im Anschluss ging es direkt weiter nach Koh Phi Phi Leh und der legendären Maya Bay. Naja, nicht direkt. Unser Motor soff dreimal beim Jumping über die Wellen ab, sodass unser Boot unsanft auf der Wasseroberfläche landete. Simon neben mir wurde immer blasser. Wir hatten durch die Hektik am Morgen vergessen, die Reisetabletten einzupacken. Als wir uns der Bucht näherten, wurde mir klar, wieso dieses kleine Paradies zukünftig dringend vor dem Tourismus geschützt werden musste. Die vielen Speedboote vom Ablegeplatz hatten offenbar alle das gleiche Ziel gehabt.
Kurz bevor wir ankamen, fragte uns der Captain, ob wir an den Strand wollen würden. Oder lieber direkt umdrehen, um weiter nach Koh Phi Phi Don zu fahren. Einen Moment lang überlegte ich, ob er uns verarschen wollte – waren wir nicht eigentlich nur für diesen Strand hier? Aber nein, er meinte es absolut ernst und hatte scheinbar keine große Lust, einen Anlegeplatz zwischen den vielen anderen Booten zu suchen und dort den Anker auszuwerfen. Wir taten es trotzdem (was wohl auch daran lag, dass Simon ihm klarmachte, er müsse verdammt nochmal SOFORT von diesem Boot runter) und unser Speedboat stand letztendlich so weit vom Ufer entfernt, dass wir zum Strand waten mussten – mir ging das Wasser etwa bis zur Hüfte.
„Findet Simon“ – ein Abenteuer in der Andamanensee
Ein paar Minuten später stand ich im Sand und überlegte, wo ich Simon wohl finden könnte. Er war als Erster vom Boot gehechtet, um dem Paradies seinen spärlichen Mageninhalt zuzuführen. Hurra, wir sind endlich am Strand von The Beach (gleiches Phänomen wie am Game of Thrones-Set in Marokko: Ich hab den Film nie gesehen, aber Hauptsache, ich bin da) angekommen und mein Mann hängt kotzend im Busch.
Allzu lange brauchte ich nicht, um ihn wiederzufinden: Eine ganze Reihe von Asiaten stand ebenfalls mit mehr oder weniger grüner Gesichtsfarbe am Wegesrand und machte mit lauten Speigeräuschen keinen Hehl daraus, dass ihnen die Bootsfahrt offenbar auch nicht bekommen war. Irgendwo in den tiefsten Tiefen meiner Tasche fand ich zumindest noch eine letzte Reisetablette – Simons Rückfahrt war also gesichert und ich betete inständig, dass mein Magen sich weiterhin zusammenreißen würde.
Die pralle Sonne brachte uns an unsere Grenzen. Fotos schießen? Ach nee. Echt nicht. Mein Versuch, so ein ominös traumhaftes Bild von der Bucht zu bekommen, scheiterte kläglich (siehe oben). Viel zu viele Menschen verstopften den Strand und sobald ich mich etwas weiter nach vorne durchgearbeitet hatte, stimmten mich die vielen Motorboote nicht gerade fröhlicher. Wir warteten bis zur Abfahrt auf einem Stein im Schatten und schüttelten den Kopf darüber, wie man pausenlos und bei bester Laune Selfies vor diesem Albtraum machen konnte.
Die Maya Bay in ein paar Sätzen:
Falls ich jemals wieder nach Koh Phi Phi Leh fahren sollte, dann definitiv nur außerhalb der Tagesbesucher-Ströme. Die Insel an sich wäre sicher traumhaft, wenn nicht überall in den Büschen Müll hängen würde. Eine solche Tagestour werde ich auf jeden Fall nie wieder unterstützen. Hinterher ist man ja immer schlauer und ich muss gestehen, dass ich solche Touristenmassen noch nie zuvor gesehen und auch beim besten Willen nicht damit gerechnet hatte. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Schließung der Bucht wohl leider eine Falschmeldung war. Zumindest wird sie nach wie vor täglich von unzähligen Booten angesteuert und ich frage mich, wie lange die Natur das wohl noch mitmacht.
Das einzige schöne Foto ist übrigens entstanden, als wir uns auf den Rückweg machten:
Diesen Artikel wollte ich schon seit Monaten schreiben, irgendwie ist er aber trotzdem bis jetzt auf der Strecke geblieben. Vielen Dank daher an Stefanie von Comfortzoneless, die mich mit ihrer Blogparade „Bedrohte Reiseziele“ dazu animiert hat, den Text endlich fertigzustellen.
Warst du auch schon mal an einem Reiseziel, das stark unter dem Tourismus leidet?
Dir hat der Artikel gefallen? Dann sei doch so nett und teile ihn 🙂
Hallo Caro,
das alles ist sehr, sehr traurig.
Da sieht man wieder einmal, wie dumm der Mensch ist.
Wir zerstören unsere schöne Welt mit den eigenen Händen…
Liebe Grüße
Denise
Hey Denise,
ja – ich verstehe auch echt nicht, wieso man nicht zumindest die Mülleimer benutzen kann.
Wir fanden es jedenfalls alles andere als paradiesisch. War wohl etwas naiv, das anzunehmen, aber die Fotos von der Bucht sahen immer so schön aus 🙁
Liebe Grüße,
Caro
Das ist ja wirklich ein Alptraum-Beach – obwohl er eigentlich sehr schön wäre …. wenn nicht ….
Ich hätte auch gar nicht geglaubt, dass dieser Film so populär ist.
Massentourismus erlebt man ja ständig an den Hotspots dieser Welt und man muss auch gar nicht weit fahren. Es reicht schon, einmal München zur Oktoberfestzeit zu besuchen oder in den Alpen auf bestimmten Routen zu wandern.
LG
Sabienes
Hey Sabienes,
da hast du recht. Wobei ich das bei so Volksfesten wie dem Oktoberfest nicht so krass empfunden habe – wenn man in Partystimmung ist, sieht die Sache etwas anders aus. Sonst müsste ich ja auch schon ein Ballermann-Trauma haben 😀
Bisher hatte ich es eigentlich immer sehr gut geschafft, dem Massentourismus wie auf Phi Phi zu entgehen, weil mich die klassischen Sehenswürdigkeiten meist weniger reizen als der „ganz normale Alltag“ im Ausland 😉
Aber gut, jetzt hab ich das eben auch mal mitgenommen und weiß, dass ich in Zukunft getrost darauf verzichten kann!
Schöne Grüße,
Caro
Eine sehr schöne Blogparade. Ich meide ja „Touristenziele“ so weit es geht, aber es gibt da auch einiges was mich ziemlich nervt. An den Niagarafällen ist mir das so aufgefallen – einzig gut war hier nur, das die Leute wenigstens ihren Müll wieder mitgenommen haben (oder er in der Nacht weggeräumt wurde)
Hey Janett 🙂
Das habe ich mir auch gedacht und musste direkt mal mitmachen!
Glaube ich dir sofort… Bei all diesen Zielen schwanke ich immer zwischen „hey, ich will doch aber auch“ und „nee, komm, schon allein aus Prinzip nicht“… 😉
Schöne Grüße,
Caro
ach mensch,d asstimmt einen schon traurig.
die welt hat so viele schöne orte zu bieten und ständig müssen wir sie selbst zerstören
und dabei sind es doch die kleinen sachen….die man einfach lassen kann
oder sich eben zwei sekunden arbeit machen kann. :/
trotzdem, sehr schöne fotografische eindrücke 😀
alles Liebe deine AMELY ROSE
Hey Amely Rose,
ich verstehe es auch nicht. Ein bisschen gesunder Menschenverstand würde doch oft schon reichen 🙁
Schöne Grüße,
Caro
Das ist echt traurig, das manche bis viele zu wenig über Verschmutzung nachdenken. Mitgemacht habe ich sowas zum Glück noch nicht, aber ich bemühe mich da um hidden places und lokale Ecken. Wäre doch viel schöner andere Gegenden des Landes kennenzulernen 🙂 Ein guter Beitrag zu dem Thema.
Hey Elli 🙂
Genauso mache ich es auch, die lokalen Ecken sind so spannend 🙂
Schöne Grüße,
Caro
Hallo Caro,
ihr scheint ja wirklich am Limit zu leben, wenn ihr noch nicht mal die Schwimmwesten braucht 😛 Bei uns ist Marie immer diejenige, die die Reisetabletten beim Bootsfahren braucht – ich bin da zum Glück bisher von verschont geblieben. Wobei mir schon gesagt wurde, dass Seekrankheit immer ganz plötzlich auftreten kann und das selbst bei „erfahrenen“ Seefahrern…
Den Besuch hättet ihr euch dann ja bei den Touristenmassen echt sparen können, aber das weiß man ja leider nicht vorher. Mir hat schon das Titelbild gereicht, um einen leichten Würgereiz zu bekommen 😀
Liebe Grüße aus Panama
Chris
Hey Chris 🙂
Oh ja, paradiesisch war da leider nichts mehr und ich hab auch nur gedacht „WTF?“, als ich die Fotos dann hinterher nochmal durchgeschaut habe…
Mir wird auf hoher See meist auch schlecht… Mir ging es auch echt nicht wirklich gut auf dem Schiff, aber die letzte Tablette konnte ich noch abtreten 😀
Ich erinnere mich aber noch gut an meinen Segeltörn zu den Whitsunday Islands. Wir hatten uns damals zwei Stunden vor Abfahrt für den Trip entschieden und beim besten Willen nicht an sowas wie Reisetabletten gedacht. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war, dass mich einer der Mitreisenden versorgen konnte. Ansonsten hätte ich wohl die drei Tage komplett in der Kabine über der Toilettenschüssel verbracht 😀
Grüß die Tigerente von mir 😉
Alles Liebe,
Caro
Thailand ist ja aktuell eh ein Trend-Reiseziel. Ich verstehe also, dass die Einheimischen hier Profit schlagen wollen, wo es nur geht. Ich finde so etwas nachvollziehbar, aber von den Urlaubern eher schrecklich. Ich weiß dass man etwas sehen will, etwas erleben will was man noch nicht kennt. Aber viele vergessen dabei, dass sie schuld daran sind dass andere Personen diesen Ort eventuell nie wieder sehen können, wenn sie so rücksichtslos damit umgehen.
Aber das ist eben auch so bei Trend Reisezielen. Vor kurzem war es Bali, dann Thailand jetzt Island. Man kann nur hoffen, dass andere Reisende eine Erkenntnis bekommen so wie du auch 🙂 Finde es schön, dass du es so reflektiert betrachtest
Liebe Grüße Anni von http://hydrogenperoxid.net/
Hey Anni,
das stimmt – bisher war ich offenbar noch an keinem dieser Trend-Reiseziele, weshalb ich so schockiert von der Maya Bay war. Touristenboom in großen Metropolen nehme ich kaum noch wahr und zwischen Betonwänden fällt eine mögliche Umweltverschmutzung eh nicht mehr auf 😀
Ich hoffe auch, dass manch einer in Zukunft zumindest einen Mülleimer sucht 😉
Schöne Grüße,
Caro
Hi Caro,
ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und denke mir, dass eure Nerven in dem Moment blank lagen. Ich war letztes Jahr dort und war ebenso enttäuscht, als wir mit dem Boot anlagen. Ich dachte ich bekomme eine schönes Foto OHNE Menschen nur von dem Strand. Wie du beschreibst, reihen sich am Maya Bay Boote an Boote, wo es nur darum geht, den Touristen eine Fotokulisse zu bieten. Leider ist der Maya Beach alles andere als ein naturbelassenen unberührter Ort.
Auch wenn in dem Moment nervenraubend für euch, gefällt mir dein Beitrag, denn er bringt auf den Punkt, dass Massentourismus ein schönes Bild zerstören kann.
Ich freue mich, dass dein Beitrag Teil meiner Blogparade ist.
Viele liebe Grüße,
Stefanie
Hey Stefanie,
genau das hatte ich irgendwie auch gedacht. Vielleicht ein bisschen naiv die Annahme, aber naja. Man sieht im Internet immer die tollen Fotos und denkt nicht wirklich dran, dass die Fotografen dafür sicher schon zu undankbarer Stunde aufgestanden sind 😀
Schöne Grüße,
Caro
Liebe Caro, ich war vor einigen Jahren am „The Beach“. Wir waren in einem schönen Resort auf Koh Phi Phi und sind ganz früh morgens los. So kamen wir vor den Speedbooten aus Phuket und Co. an und waren nur mit wenigen anderen Gästen dort. Das war echt ok und man konnte schöne Bilder machen. Dein Beitrag zeigt aber, dass es zumindest Besucherbeschränkungen geben sollte! Lg, Brigitte
Liebe Brigitte,
das glaube ich, dass es dann ein schöneres Bild war 🙂
Beim nächsten Mal würde ich es auf jeden Fall auch so machen, für mich war das definitiv die letzte Tagestour dieser Art!
Schöne Grüße,
Caro
Ich hatte den Artikel auf FB kommentiert, aber nicht hier… das ist schade, man sollte sich immer daran gewöhnen, direkt auf den Blogs zu kommentieren, tut mir leid 🙂
Der Beitrag hat mich fasziniert und traurig gemacht. Thailand… ich denke, das Land war vor 20 Jahren ein Paradies, aber jetzt schreckt es mich ehrlich gesagt ab. Ich lese so viele Geschichten über minderjährige Prostituierten, Drogen, Massentourismus… zu viele Abendländer meinen, Thailand sei ihr Spielfeld, und das macht mich wütend und traurig.
Danke für die ehrliche Geschichte! Schöner Artikel und schöne Bilder immerhin!
Das stimmt leider und trifft wohl auf ziemlich viele Orte auf der Erde zu 🙁
Ich habe Thailand trotzdem als sehr schönes Land erlebt und wir hatten eine tolle Reise. Letztendlich denke ich, dass man diese Massenabfertigung nicht unterstützen (Schande über mein Haupt, jetzt ist es zu spät…), sondern einfach selbst eine Rundreise getreu Slow Travel machen sollte 😉
Wir hatten im Mai leider nicht so viel Zeit und dachten uns, wir machen zumindest an einem Tag so einen Ausflug. Im Nachhinein weiß ich, dass ich dann beim nächsten Mal doch lieber ganz drauf verzichte und gegebenenfalls während einer anderen Reise in Ruhe wiederkomme 😉
Schöne Grüße,
Caro
Thailand ist bei uns auch noch auf der Liste, da ist es natürlich sehr traurig so etwas zu lesen. Vor allem wenn man sieht wie schön es dort eigentlich ist.
Mal sehen wann wir letztlich dann endlich mal nach Thailand reisen, die Fotos von dort gefallen mir immer ausgesprochen gut.
VG Torsten
Hey Torsten,
Thailand ist auch einfach wunderschön!
Umso trauriger, dass sich an manchen paradiesischen Orten so ein Zustand entwickelt 🙁
Viele Grüße,
Caro
Die Sperrung ist ja mittlerweile Realität geworden. es besteht also keine Gefahr mehr, dass ökologisch bewusste Menschen ungewollt dem Massentourismus verfallen !
Ist das nicht ein Grund zur Freude !?